Volltext: Theodor Horschelt

unendlichen Himmelswölbung auf uns herab, die Nacht- 
luft war erfrischend und angenehm; kaum unterschied 
man die Silhouette unseres Zuges zwischen den schwar- 
zen Gebüschen, zuweilen krächzte ein in seiner Nacht- 
ruhe gestörter Rabe auf, oder ein Feldhuhn flatterte 
lautlos über uns weg. Solch ein nächtlicher Marsch 
hat immer etwas Mysteriöses und höchst Poetisches; 
die Stille der Nacht, die dumpfen Tritte, die mit unter- 
drückter Stimme erteilten Befehle,  all dieses regt 
die Phantasie geschäftig auf, und man malt sich Bilder 
aus und spiegelt sich Szenen vor, die natürlich gewöhn- 
lich weit über die folgende Wirklichkeit hinausgehen. 
S0 waren wir etwa zwei Werste lang dahingezogen, und 
die Avantgarde, bestehend aus den Kosaken und Dra- 
gonern, welchen ich mich beigesellt hatte, fing an, einen 
leichten Hügel hinabzusteigen: Da blitzte es aus dem 
Gebüsche auf, gleich darauf noch zweimal schnell hinter- 
einander, und die Kugeln durchschnitten sausend die 
Luft, worauf sich das feindliche Pikett in vollem Lauf 
und Alarm schreiend zurückzog, wir waren verraten, 
und die bisherige Stille unnötig gewordenr . .   Einige 
dieser Erlebnisse und Szenen, einen mit Gefangenen 
rückkehrenden Beutezug, wobei Verwundete auf ihrem 
Büffelwagen (Arben genannt) über den Fluss setzen, 
oder russische Artillerie die feindlichen Reiter in die 
Flucht treibt, gestaltete Horschelt später zu Oelbildern 
und Aquarellen. 
Im November 1860 kehrte er nach Tiflis zurück, 
malte (für Fürst Bariatinsky) einige Pferdeporträts 
und mehrere andere Bilder, arbeitete an seinen Auf- 
zeichnungen u. s. w. Dazwischen wurden von den 
schönsten grusinischen F ürstinnen zum Besten der Armen 
auch lebende Bilder gestellt, welche Horschelt trotz 
seiner Abneigung gegen die Bretter und die grobe 
Dekorationsmalerei mit grossem Erfolge inszenierte. Mit 
Ausnahme des bodenlosen Schmutzes bot der Aufent- 
-halt in Tiflis demi Maler  er hat später eine Strasse 
dieser Stadt in einem Bilde dargestellt  vielfache An-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.