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Feinde, wenn auch nur wenige, trugen noch Helm und
Panzer und schossen mit Pfeil und Bogen. Es war ein
wschlechtes Vergnügen hinter den Soldaten nachzulaufenr
(da die schneidende Kälte das Reiten unmöglich machte)
und mit erstarrten Fingern kaum ein paar Striche zeichnen
zu können.-
Auch der glühende Sommer mit der Landplagc
der Fliegenschwärme machte furchtbar zu schaffen,
dazu der unaufhörlich neckende, seinen Boden wütend
verteidigende Feind. Bisweilen ertappte sich der Künstler
auf einem bald wiederkehrenden, dann sich stets tiefer
bohrenden Gedanken, welcher in dem einen Worte
wheimwärtsr vollkommen ausgesprochen ist. Sehr schön
und beinahe elegisch kam dieses Gefühl zum Ausdruck
in einem an seinen Freund Arthur von Ramberg
gerichteten Briefe (vom 20. Mai 1860) welcher, wie
dieses Horschelt so gerne pflegte, mit köstlichen Rand-
zeichnungen geschmückt ist, in denen die Strapazen
und Erlebnisse illustriert werden. Da ist z. B. ein
Flussübergang dargestellt, wo die Kanonen mit unsäg-
lichen Mühen über ein steiles Flussufer hinabgelassen
und auf der anderen Seite von hunderten von Soldaten
hinaufgezogen werden. Dann kommen schwerfallige
Büffelwagen mit Schapsuchen; einmal folgt eine idyllische
Landschaft und gleich darauf dieselbe Gegend in schauder-
haft zerwühltem Zustande nach dem Kampfe, sodass
diese Briefe wahre Iiiunstblätter bilden, welche teilweise
in dem vorgenannten Werke reproduziert und dann von
der Witwe Rambergs") an den russischen Kaiser
veräussert wurden. Hierin heisst es nun, dass dieses
Heimwärtsgefühl besonders stark werde wabends wenn
der Himmel sich rot färbt und die Dämmerung langsam
herabsinkt; dann mache ich mir Wunderträume wie
ein Kind und bilde mir ein, gleich hinter diesen glühenden
Wolkenstreifen müsste mein Vaterland liegen und alles,
was ich je begrüsst, geliebt und verloren. Dazu liegt
das Lager des Stabs, dem ich zugeteilt bin, sehr schön
auf einer Anhöhe unter mächtigen Eichen, mit dem