Volltext: Theodor Horschelt

ergeben hatte. wDas ganze Dorf war auf den Beinen, 
und wir vermochten nur langsam zwischen dem Ge- 
wühle vorwärts zu kommen. Wilde Gestalten mit 
schwarzen, grauen und auch gelbrotgefarbten Bärten 
drängten sich zwischen unsere Pferde; denn jeder wollte 
jedem die Hand reichen, mit Ausnahme Weniger finsterer 
Gesichter, die sich entfernter hielten. Die Balkone, 
unter welchen Massen von Kukurutz (Mais) an langen 
Schnüren gereiht hingen, waren vollgepfropft von 
Weibern und Kindern; dazu machte die uns voraus- 
reitende tartarische Miliz einen Heidenspektakel mit 
Trommel, Klarinette und Tambourin. Der Begrüssungen 
war kein Ende; jeder sprach und antwortete, obwohl 
keiner verstand, was der andere sagte, nur unsere 
georgische Miliz konnte Konversation führen, da die 
Lesghier fast alle ihre Sprache sprechem. Auf dem 
flachen Dache eines Hauses war die Mahlzeit bereitet: 
aLange schmale Tischtücher wurden auf den Boden 
gelegt, dann kamen mehrere schmutzige Kerls mit 
Quersäcken über den Schultern, aus welchen sie ein 
Stück kalten, fetten Harnmelfleisches nach dem andern 
hervorholten und jedem eine grosse Quantität davon 
vor die Füsse legten; darauf brachten sie Brot in Form 
platter, runder Kuchen, in welche ebenfalls ganze 
Stücke Hammelfetts gebacken waren, und nach diesen 
hölzerne Näpfe voll Honig und grosse Milchkäsleibe, 
die sehr viel Ähnlichkeit mit unserm Bierkäse im baye- 
rischen Gebirge hatten; zuletzt erschien delikates, 
warmes, gebratenes Hammellleisch, noch am Spiesse 
steckend, wovon sich jeder nach Belieben abschnitt. 
Als Getränke war Milch und eiskaltes Wasser, wovon 
nicht viel konsumiert wurde; Wein gab es nicht, weil 
unsere Wirte Muhammedaner waren. Dicht gedrängt 
umringten uns die neuen Freunde, und viele standen 
so nahe und unbekümmert hart am Rande des Daches, 
dass ich in steter Angst blieb, es möchte einer oder 
der andere hinabstürzen. Das Haus war so hoch, dass 
ich einmal schüchtern hinablugend, tief unter uns das
	        
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