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Seit König Maximilian I. während seines Wiener
Aufenthaltes H o r sehe l ts Persönlichkeit und Leistungen
kennen gelernt hatte, stand sein Entschluss fest, den
Meister für München zu gewinnen. Auch Vesper-
mann, Esslair und der damalige Intendanturrat
Stich arbeiteten für ihn. Und so erging anfangs 1821
eine Privatanfrage Vespermann s, ob und unter welchen
Bedingungen Hor s eh e lt für München zu gewinnen wäre.
Dieser formulierte seine Wünsche, die alle genehmigt
wurden, einzig mit Ausschluss der Bitte, seine Pension
nach zehnjähriger Dienstzeit im Ausland (d. h. ausser
Bayern) verzehren zu dürfen. Seine Berufung war schon
gesichert, bevor dem Wiener Kinderballett das Todes-
urteil verkündet wurde. Von einer Fortsetzung oder
Verpilaixzung desselben nach München war nie die Rede,
auch nicht von einer ähnlichen Glanz- und Prachtent-
faltung. H orschelts Aufgabe war eine beschränkte.
Das Ballett solle nur eine untergeordnete Stelle ein-
nehmen, aber doch eine solche Haltung behaupten, dass
seine Schwäche verdeckt und seine Leistungen für das
Theater überhaupt möglichst gemeinnützig gemacht
werden; es habe nur als Ornament für die Oper zu
dienen und nebenbei kleine Divertissements aufzuführen,
insbesondere aber die beliebte und deshalb auch ren-
table Pantomime zu pflegen; Horsehelts Hauptaufgabe
aber sei die völlige Umbildung der jetzt ganz skandalös
darniederliegenden Tanzschule") Dafür wurde dem
neuen Ballettmeister ein lebenslängliches Engagement
mit allen pragmatischen Rechtenund einem jahres-
gehalt von 3500 Gulden angeboten, wozu für die Leitung
der Opernregie noch eine besondere Zulage in Aussicht
gestellt blieb eine Summe, welche mit dem Gehalte
eines Oberappellgeriehtspräsidenten rivalisierte und mit
dem Honorar eines Peter Cornelius in keinem Ver-
hältnisse stand, zumal wenn man bedenkt, dass dieser
alle seine Schüler und Gehilfen bei seinen grossen
Glyptothekgemälden aus eigener Tasche abzulehnen
hatte! Horschelt griff fröhlich zu und trat am I5. Fe-