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wDie Redouter, am 7. Mai ßDer Rübezahlr, welcher
Wirklich frenetisch aufgenommen und sechsundachtzig
Mal wiederholt wurde; hundertundsechzig Kinder waren
beschäftigt, den Schlusseffekt bildete eine Pyramide
von Genien; von der fünfjährigen Rottmüll er, welche
wden Amor gaba, behauptete ein Wiener, niemals noch
eine graziösere und zugleich schalkhaftere Personifi-
kation des Liebesgottes gesehen zu haben. Horschelt
selbst wurde immer ein halb Dutzend Mal gerufen. 16)
Der lustige Castelli, welcher wie alle Inhaber der
wLudlamshöhles w) zu Horschelts Freunden gehörte,
behauptete, derselbe sei für den wNoahr so oft hervor-
gerufen worden, dass er über der Hinauslauferei zehn
Paar Stiefelsohlen durchgetreten habe. Horschelt
selbst bezifferte, dass er in den sechs Jahren oder
zweitausendeinhundertundneunzig Tagen resp. Abenden
seiner Wiener Thätigkeit über fünftausend Mal wgerufenx
und zum mindesten dreissigtausend tiefe Verbeugungen
(vBuckerlnr) gegen das enchantierte Publikum gemacht
habe. Am I9. Oktober 1818 ging ßder blöde Ritten
zuerst über die Bretter und zwar mit einer der grossen
Oper in Paris ebenbürtigen Komparserie. Das Ballett
schloss mit einer Schlacht, in welcher über zweihundert
Knaben in voller Rüstung bei Erstürmung einer Burg
gegeneinander kämpften. Schon war die doppelte Reihe
der Bastionen erstiegen, als eine neue Partei den Stür-
menden in den Rücken fiel, diese zwingend, ihre Streit-
kräfte zu teilen; nun entwickelte sich das Handgemenge
auf allen Punkten der Burg, durch alle Gemächer, bis
zur höchsten Spitze des Wartturms; Banner wurden
erobert und wieder zurückgewonnen, Ritter aus den
zertrümmerten Bogenfenstern in den Schlosshof gestürzt,
Waffen und Erschlagene bedeckten den Kampfplatz. Die
Zuschauer vergassen ganz, dass es nur ein Kinderspiel
war. Wer beiläufig aus Erfahrung weiss, welch unsägliche
Mühe es kostet, ein kleines Kind mit seiner Aufgabe ver-
traut zu machen, kann die ganze Anstrengung begreifen,
welche allein die Vorbereitung für eine Probe kostete.
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