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neben welcher sowohl der Dichter des Textes wie der
Tonschöpfer ganz in nichts verschwinden. Mit demselben
Rechte könnte sich dann Lautenschläger für den
Vater und Urheber von Richard Wagner s sämtlichen
Opern halten. Dagegen gedenkt Horschelt dankbar
der unermüdlichen Munifizenz des Grafen Palffy, wel-
cher keine Kosten scheute, um seinem Theater eine
unerhört luxuriöse Ausstattung zu gewähren. So wurden
beispielsweise in einer das Paradies vorstellenden Szene
des wNoaha (aufgeführt zuerst am 19. Oktober 1819)
allabendlich über hundert Gulden bloss für das Ver-
brennen wohlriechender Spezereien verwendetfs) In
jener die wSintflutx darstellenden Szene rangen und
schwammen mehr als vierhundert Individuen, mühten
sich mit desperaten Rettungsversuchen, bis auch über
sie die Wasser zusammenschlugen und die Arche präch-
tig daherschwamrn. Im wMosess war der von einem
splendiden Blechmarsch mit Militärmusik begleitete
Zug durch das Rote Meer selbstverständlich wieder
ein unerhörter Ausstattungsrummel.
Neben der Vorliebe für das wRomantische, Wunder-
bare und Märchenhafter, welches beinahe gleichzeitig
durch wRaimundc in das Drama und Lustspiel eindrang,
und neben dem wKinderballetts überraschte Horschelt
auch durch seine Erfindung der Shawltänze und ge-
wann damit grosse Erfolge. Er verwendete an der
Stelle der bisher gebräuchlichen schmalen Shawls breite
Stoffe, mit denen er bei grossen Tänzen durch fort-
währendes Ineinanderfliessen von Farben und Formen
malerische Gruppen erzielte, welche ebenso grosse Wir-
kung hatten, wie das spätere FäCherSpieIÄ Auch die
neue Manier, solche leichte Stoffe zu werfen und in
die schwellenden Formen den Körper zu hüllen eine
Bravour, womit Babette Eckner, Horschelts
nachmalige Frau, in graziösester Weise den grössten
Wechsel bot war. seine Entdeckung. Als diese
Shawltänze zum ersten Male am I5. April 1817 in
dem Ballett wASchenbrödelc vor das Licht der Lampen
Bayer. Bibl. 20. g