Volltext: Theodor Horschelt

so würde ein doppelt verlängerter Talleyrandhals 
noch jeden Scharfrichter mit gerechter Besorgnis erfüllt 
haben. Wer kann wissen, ob nicht damals schon Lord 
Castlercaghs Halsadern in Rasiermessernähe doppelt 
pulsierten?  Es war eine sehr lehrreiche Zeit für 
allerhand diplomatische Studiem. Bei der spannenden 
Schilderung dieses so aufregend unterbrochenen Festes 
lassen wir unseren heimlichen Augenzeugen gerne aus- 
nahmsweise das volle Wort. 
wUnser Ballett kam am I 5. März im grossen Redouten- 
saale zur Aufführung. Schon bei der Generalprobe 
schnitten sich mehrere Herren für den Abend Obser- 
vationslöcher in den Portalvorhang. Da aber gerade 
heute mein zweiundzwanzigster Namenstag war, so 
kitzelte ich mir zwei Durchsichten in dieselbe Leinwand 
und zwar mit einer eines Herrn von Talleyrand 
würdigen Vorsicht  so tief unten, dass man sich 
niederknieen musste, um zum Ziele zu gelangen; ich 
fühlte mich sicher, dass sich kein Auge der Haute- 
Volee dahin verirren könne. Das Äussere des Theaters 
und das ganze Auditorium glänzte in prachtvollster 
Dekoration. Gleich hinter dem Orchester war ein 
ziemlich grosser Raum mit kostbaren Teppichen belegt, 
dann führten drei Stufen auf eine, zu beiden Seiten 
weit über die Breite der Bühne hinausreichende Terrasse, 
welche, mit noch kostbareren Teppichen bedeckt, für 
drei Reihen vergoldeter Armsessel und eine Reihe ver- 
goldeter Stühle genug Tiefe bot; von da gab es noch 
neun, sechs Fuss tiefe, die ganze Breite des Saales 
einnehmende Stufen, jede Stufe mit vierzig Samtstühlen 
besetzt. Acht der vordersten Armsessel strotzten von 
Goldstickerei; in den beiden nächsten Reihen standen 
je 24, doch minder reiche Stücke. Kaum stürzte der 
dazu beauftragte Diener auf die Bühne mit der Meldung, 
dass die allerhöchsten Herrschaften mit ihrem Hofstaate 
durch die Hofburggänge in Annäherung begriffen seien, 
als ich schon vernahm, wie eine meiner Figurantinnen, 
die reizende Gräfin Wildsche ck, und die erste Tänzerin
	        
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