allein mit seinen Inszenierungen im Theater, sondern
auch in den Salons, insbesondere des Fürsten Metter-
nich, wo unser Vizeballettmeister mit dem wirklichen
Ballettmeister Aumer den allerhöchsten Damen Tänze,
Gruppen und lebende Bilder einstudieren musste. wDer
grosse Salon im Palais Metternich war unser Tanzsaal;
wir hatten von Mitte Januar bis Ende Februar täglich
vier bis fünf Stunden recht liebe Arbeit. Hier wurde
gehupft und geschwitzt und in unserer nächsten
Nachbarschaft höflich Europa tranchiert. Sämtliche
Matador-Diplomaten kamen, meistens einzeln, zu uns
auf Besuch, wenn sie drüben den inneren Grimm oder
das Lachen nicht recht unterdrücken konnten. Nur
Lord C astlercagh9") lachte nie! seine starre Gesichts-
haut hätte dieses ohne Schmerzen gar nicht zugelassen,
weshalb er sogar beim Sprechen jede Lippenbewegung
möglichst umging. Und die zierlich schmale Nase war
ohnehin ganz gewiss aus altem Elfenbein geformt.
Offneten sich daher die Flügelthüren geräuschlos und
feierlich, so wussten wir, dass eine Minute später die
kniebugverlassenen F üsse des Lords über die Schwelle
stelzen würden. Die Ehre widerfuhr uns jedoch nur
bis Ende Januar; seit ersten Februar (1815) tanzte er
nicht mehr mitr. Eine recht nette Porträtskizze ent-
wirft Horschelt von einem anderen Charakterkopf:
wEinmal flogen die Thüren auf, und, wie von einer
Tarantel gestochen, sprangen unsere Damen in die Mitte
des Salons, und Herr von Talleyrand chassierte
trillernd, seinen Klumpfuss graziös vor sich herschiebend,
zephyrgleich herein. Dieser Erzdiplomat beglückte die
heiteren Damenkreise unermüdet mit Lachstoff aus
seinem Witzfüllhorn, während er bei Männern stets ernst
und wortkarg, dennoch jedem seiner Worte die Geltung
zu verschaffen wusste, um welche ihm gerade zu thun
war. Gesicht und Figur schienen zum Komiker wie
geschaffen, und doch möchte es Ludwig XIV. schwer
geworden sein, mehr Ernst und Würde zu behaupten.
Hatte Lord Castlercagh einen langen Hals für drei,