Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

66 BÖCKLlN-AUFZEICHNUNGEN UND ENTWÜRFE 
gemacht. Und hier sitz' ich und erkenne mit 
wusstsein, warum das so schön wirkt. Daran 
was sein. 
vergnügtem Be- 
muss doch wohl 
„Sagen Sie mal  wie servieren wir am hübschesten den 
Fisch?"  . . Böcklin stellte die Schale mit dem Tier auf eine 
geflochtene Matte und diese erst auf das weisse damastene 
Tischtuch. Wie blank und glatt nun der Fisch wurde, wie 
interessant die unruhige Matte, wie ruhig und breit  und 
doch leise belebt  das damastene Tischtuch!  
„Wenig hell steht immer gut zu viel Dunkel (auf einem 
dunkleren Hintergrund), von der gleichen Farbe." Wie schön 
war das kleine Stück neulich, die rosa Kerze im eisernen 
Schraubenleuchter auf atelierrotem Hintergrund! 
Man erinnere sich bei so scheinbar kindlichen Beispielen, 
dass diese Böcklinsche Malerei lauter so unendlich einfache 
Weisheit, so klar und bewiesen ist. Man sollte meinen selbst- 
verständlich. Aber es scheint, gerade darum ist er „verrückt", 
gerade das versteht ein moderner Schädel nicht. Das was 
jeder Maler wissen und pflegen sollte, was ihn zum Maler 
macht, das kümmert ihn möglichst wenig. 
Natürlich will Böcklin auf seinem eben gekennzeichneten 
Wege (i. e. durch Gegensätze) zu einem Resultat kommen, wel- 
ches den Beschauer gefangen nimmt, ohne dass dieser den Weg 
zurück zu verfolgen brauche, den er gegangen, ohne all die ein- 
zelnen Faktoren nachzurechnen, aus denen das Exempel ent- 
standen. 
Mit andern Worten: das Konstruktive verschwindet vor 
der errungenen, leuchtenden Form, Bilderscheinung oder wie 
man will. 
Damit ist nicht gesagt, dass es dem Wissenden nicht grösste 
Freude machte, all die kleinen und grossen malerischen Ge- 
scheidtheiten zu verfolgen, die gerade diese Farbe und keine 
andere, gerade diese Linie, diesen Gegenstand, gerade so viel 
und nicht weniger oder mehr dort nebengesetzt, abgewogen 
haben. 
Es ist ja keine Hexenmeisterei, was Böcklin will. Der 
Verstand hat daran seinen überall greifbaren Anteil, ebenso wie
	        
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