BÖCKLIN-AUFZEICHNUNGEN
UND
ENTWÜRFE
Böcklin will auf den ersten Blick, ohne Studien und Vor-
aussetzungen verstanden sein und auch bei längerem Betrachten
den Beschauer nie von der ersten Empfindung abziehen, son-
dern dieselbe nur und überall verstärken.
Das Wesentliche erkennen und zur Geltung bringen,
das macht den Künstler. Schon deshalb (auch wenn es nicht
langweilig wäre) kann man nicht alles gleichwertig behandeln
oder nur mitteilen. Man kann auch in der Malerei geschwätzig
sein. Den meisten Dingen ist mehr als ihr Recht geschehen,
wenn man sie andeutet. Böcklin macht nichts, was nicht wirkt,
also auch nicht irgend Überflüssiges. Er erzählt seine Eindrücke
und Vorstellungen mit den wenigsten Mitteln.
„Man muss absolut nichts mehr machen, als für die, für
die man malen möchte, unerlässlich ist."
„Man ist durchaus nicht so frei beim Malen, wie es aus-
sehen könnte. Einem darf nur einfallen, was nützlich ist."
Das Malen ist eine Sache, die Applikation oder Nutzbar-
machung resp. Fruktilizierung ausserhalb liegender Ideen eine
andere, für die die Malerei etwa Raum gewährt, wie ein Roman
für Archäologie, Patriotismus oder sonstige an sich schöne
Sachen. Das eine hat mit der Kunst (durchaus nicht bloss mit
der Technik, sondern mit den wahrhaftigen Mitteln und Grenzen
der Kunst) zu thun. Das andere mit dem Verkaufen oder der
gesellschaftlichen Stellung, die man hat oder sucht.
Böcklin ist sicherlich ein grundsätzlicher Gegensatz zu
dem, der sich Historien- oder Genremaler nennt. Er ist Maler,
d. h. er sieht mit malerischer Phantasie die Natur, und hat,
was er braucht, in sich und auf der Palette. Hilfe oder Ehre
aus seinen Stoffen oder deren Behandlung zu ziehen, liegt ihm
absolut fern. Verbindet sich eine verdeutlichende Reminiscenz
oder Idee mit der aus der Natur geschöpften Anschauung
va bene so zieht sie mit am Wagen.
Man muss nie etwas „Bedeutendes" machen wollen. Das thun
die Streber, die nur an den Erfolg denken. Man muss machen,
was einem gefällt. Das ist der einzige Weg, auf dem was wird.
Die andern reden schon von dem göttlichen Michelangelo, ehe
sie was verstehen und können. Und darum kennt man sie.
„Was kann ich mit meinen Mitteln machen P" sagt Böcklin
„Was können sie leisten? Das ist die ganze Frage. Darin