Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

KÜNSTLERISCHE CHARAKTERISTIK 45 
 
und Kunsthändlern (Mode) 
schauen muss, oder gar vor Publikum 
salutiert. 
„Wenn es im Lauf der Arbeit plötzlich irgendwo fehlt, 
so fehlt es meistens nicht da, sondern in der Idee, von vorn- 
herein. Man sucht dann mit Schärfen, mit Durcharbeiten die 
Sache zu zwingen, zu etwas zu kommen,  das alles ist nur 
ein Verstecken, das nutzt alles nichts. Alles Sichschinden und 
-Plagen, Schönmachen und Appretieren, Suchen etc. nutzt nichts. 
 es fehlte von vornherein in der Rechnung. Dieser böse 
Punkt, wo die Mittel versagen, war übersehen." 
Dieser Satz gehört zu Böcklins besten Weisheiten, wie er 
selbst sagt. 
Was er macht, ist ihm (trotz alles Zuhorchens auf den 
einschiessenden innern Reichtum von Neigung, Vorstellungs- 
kraft, Leidenschaft etc.) nicht passiert, sondern das hat er 
durch und durch ziel- und zweckbewusst geschaffen. 
„Deutlich werden, mit äusserster Ausnutzung aller Mittel" 
könnte man seine Devise nennen, d. h. das Vorgestellte, wel- 
ches also noch nicht da war, so herbringen, dass es nun real 
dasteht. Deutlich sein ist die erste künstlerische Bedingung. 
Das Unverständliche, Unklare reizt unser Denkvermögen und 
wirkt damit nur indirekt auf unser Empfinden. 
Ordnende Kraft hat er sich im höchsten Masse erworben. 
Er weiss genau wie ein Glasmaler des läjahrhunderts, welchen 
Ton es giebt, wenn er z. B. soviel von dem Blau und soviel 
von dem Rot so oder so zusammenbringt, wie eine Farbe der 
andern hilft oder vom Amte hilft oder ein Drittes zeugt.  
Er steht vor einem Bilde, oder man steht mit ihm nach- 
denklich davor. Glockenklar muss das sein und wird das sein; 
die Empfindung hatte man wohl bei einander; aber eine bar- 
barische Klarheit wird nun auch verlangt! (Da waren z. B. 
nur noch die Augen einer tragischen Muse, die ihn schon 
drei Tage gekostet hatten.) "Wenn gerade dieser Ton nicht 
ganz scharf und richtig angeschlagen wird, stimmt der ganze 
gewollte Accord nie."
	        
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