24 BÖCKLIN-AUFZEICHNUNGEN
UND
ENTWÜRFE
ein
wie
blühender
am letzten
Apfelbaum auf einem der
am ligurischen Meer.
nächsten
Bilder
An wen erinnert denn sein Prometheus, seine Toteninsel,
Meeresidylle, Seetingeltangelf), seine brennenden Schlösser, an
wen erinnern sie? An niemanden. Selbst die Bildung der
Fabelgeschöpfe gehört seiner Laune und Phantasie, seinem
Humor, und das ist es ja gerade, was die perplexen Schul-
meister ihm vorwerfen, weil sie ihm mit ihren festgenagelten
Überlieferungen nicht folgen können, wenn sein Einhorn das
Horn anders trägt als die auf Seite so und so viel, wenn seine
Sirenen nicht der Beschreibung des X. entsprechen u, s. f.
Es hat ihm so ein federschwingender Schulmeister allen
Ernstes aus Meiers oder Müllers archäologischem Handbuch
nachgewiesen, dass die Sirenen garnicht so aussahen, wie
Böcklin sie malt. Ein anderer macht die Kentauren kurfähig,
indem er ihre Verdienste aufzählt und die Achtung konstatiert,
die sie derentwegen genossen . . Wie ein Einhorn ausschaut,
weiss jedes kleine Kind, bloss Böcklin nicht.
Weder die Zeit noch der Widerspruch der Zeit waren
von Einfluss auf ihn. Kaum dass er sich immer mehr zuspitzte,
je mehr er "sich im Gegensatz zu den Kunstanschauungen der
herrschenden wechselnden Richtungen fühlte. Er blieb sich
selbst treu, und die scheinbaren Schwankungen beweisen nur,
dass er darunter kein Selbstanbeten, kein Stillstehen verstand,
sondern ein fortwährendes autodidaktisches Ringen nach dem
Erwerb der richtigen Ausdrucksmittel und Formen, der Er-
kenntnis der Grenzen, dem stets lebendigen Interesse an neuen
oder ihm unbekannten Problemen.
Von
nicht aus
Die
Büchern und Bildern sprechend, sagt Böcklin: „Wer
allem lernen kann, der lernt nichts."
ganze sichtbare Welt gehört dem Künstler, sowohl
1') Gemeint ist „Im Meere" (1887),
Phot. Union Band III, 14.
Basler Privatbesitz.
Böcklinwerk