Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

 
Solange mir einer sagt: das Herz regiert den 
seine Kunst, bin ich immer voll und ganz dabei. 
Mann 
und 
Ausstellung im Glaspalast (München  In 
Ansehung der Farbe, des Einzelnen, ist ja viel Schönes im 
Glaspalast. Aber das ist doch nur ein verfeinertes Instrument. 
Dagegen ist ja Böcklin bloss grosser Wurf. I-Iat der einen 
Reichtum im Leib! Das ist ja der einzige schöpferische Künstler. 
Wie der mit tausend Fühlern nach der Natur greift! 
Wenn man alles durchgenommen hat, und sich vorher 
vielleicht an diesen und jenen Merkwürdigkeiten gestossen hatte, 
die man noch nicht unterzubringen wusste (neben all der heut- 
zutage üblichen dahergetragenen Geschicklichkeit), muss man 
immer wieder sagen: da hat unsere Maschinerie einen ganz 
anderen Gang genommen. Das ist Ernst. 
Nichts von dieser menschlichen Schwäche, die der Einzel- 
natur anhaftet! Böcklin ist wie die Natur selbst. Wie voll- 
gesogen muss dieser Mensch sein! 
Da ist doch die Planke mal weg, hinter der sonst das 
Publikum zurückgehalten wird! 
Wie roh man wird durch solche Ausstellungen,  wie 
im Feldzug! Das sind nur noch Massen und werden als solche 
behandelt. Man geht wie über ein Schlachtfeld, man sieht die 
Leut' ruhig, kalten Bluts im Graben verrecken, während man 
sonst wütend wird, wenn ein roher Kerl ein Hunderl haut. 
Man thuttmeinetwegen jedem Unrecht. Für all die Mühe da 
in den Goldrahmen hat man keine Zeit, kein Auge in dem 
allgemeinen Totschlagen: man sucht in all dem Können und 
Mühen nach etwas geistig I-Iöherstehenden und lässt die andern 
hängen. Man sieht all die freundlichen, wohlmeinenden Künstler 
nicht  "verrecken! 
Ja diese Ausstellungen! Diese Bilderwände (man kann 
ja der Mühe des einzelnen nicht gerecht werden) sehen aus 
wie lauter Gobelins, zwischen denen hübsche plastische Weiber 
und Mädel herumstehen  ja eben, die sind dann plastisch. 
Das klingt nicht ernst, ist aber viel ernster als der affi- 
chierteste Kritikerernst, der behauptet, jedes Bild "geprüft" zu 
haben.
	        
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