VARIA 235
Welche Vorstellung wir von den schwierigsten mensch-
liehen Gliedmassen etc. haben, beweist mir z. B. der Umstand
dass mir heute, fast im Dunkeln, der blosse Kontur einer
Hand die dann gichtisch sich erwies so abenteuerlich
falsch vorkam, dass mir fast angst wurde. Etwas, was ich be-
sass, war hier einen Augenblick umgestossen, das ist ein sehr
peinliches Gefühl.
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Wie ganz anders als wir Gefühlsmenschen denkt ein
Italiener! Ganz sachlich, jeder Stimmung entkleidet, nackt,
roh sind seine Begriffe. Teilnahmslos.
Es kommt stets nur auf das Unterscheidende (also Sprechende,
Verdeutlichende) an in der Kunst, nicht auf das Gemeinsame.
Lenbach: Er kann nicht, wie z. B. Holbein,_idas Ganze
übersehen. Dazu kann er nach keiner Seite genug. Aber er
kann eine Hauptsache herausfinden und die soweit treiben
wie nur möglich. Er kennt seine Einseitigkeit das ist seine
Kraft.
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S!
Oberlaender. Das Komische erst sich vorstellen und
es dann auch darstellen können, dass es auch für andere so
erscheint, also künstlerisch ganz sauber gemacht, alles Über-
flüssige erkannt und fortgelassen dazu gehört" ein verdammt
geordneter Kopf.
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Das" ist ja gerade das Grosse in der Kunst, das Unend-
liche, dass jeder das Wichtige wo anders findet. Es giebt
Gott sei Dank, nicht eine Lösung für Jedes, wie Böcklin meint.
Cf
Wer von der
das künstlerisch
Natur abgeht, muss freilich beweisen, dass
nötig hatte, um sich deutlich zu machen.