Persönliches.
Die höchste Begabung ist die stets
frische Entwicklungsiiihigkeit.
Arnold Böcklin ist jedenfalls, so poetisch seine Bilder
aussehen und wirken, persönlich ohne jede Neigung zur Empfind-
samkeit, ohne alle lyrischen Alluren. Ein durch und durch
selbständiger, selbstbewusster, unermüdlicher Mann, klar, offen,
gesund an Körper und Geist, ein Mann der That, der Thätig-
keit, und der unentwegt weiss, was er will. Viel Herz und
Gemüt hat er wohl nicht gerade. Oder er unterdrückt es längst
als unbrauchbar, unnütz. Darin ist er Schweizer. Was er
über Leben und Kunst sagt, ist nicht direkt genial, aber vor-
züglich beobachtet und zweckbewusst klar durchdacht. Seine
bedeutende Persönlichkeit, die sich der möglichst leichtflüssigen
Mittel leicht bedient, zieht er bei all seinen Auseinander-
setzungen nicht in Betracht. 4
Er trug auch einmal langes Haar und sah poetisch drein.
Jetzt (achtziger Jahre) sieht er unerbittlich aus, positiv, zur
Sache, geht stramm, trägt sich kurzgeschoren, mit festem
Schnurrbart. Er ist eine durch und durch einheitliche Persön-
lichkeit geworden, die ihre ganz bestimmte Strasse geht, sonn-
tägliche Wege wandert, ohne rechts und links das Handwerk
zu grüssen. Alles bezieht sich bei ihm auf seine Kunst, alles
misst er nach ihr, sie ist ihm alles, ist Er. Dass er exklusiv
ist? Das kommt daher, dass er eine Überzeugung hat. Und
das ist das Entscheidende.
Ein Eingehen auf seine Lebensschicksale und sein Familien-
leben würde von seiner künstlerischen Art und Thätigkeit
nichts erklären, weil alles ausserhalb Liegende nichts an seiner
Kunst zu ändern vermochte. Er hielt es damit wie mit dem
einzelnen Bild: nur das wesentlich und sachlich Dazugehörige,