Seite des Beschauers annehmen, und dann wäre die Geschichte
wieder nicht richtig. Es gäbe dann ganz andere Lichtkreuzungen.
Sehr viel feines Studium wird ihm natürlich der Kenner
nicht abstreiten.
Wie Engel (Heilige Nacht) durchs Dach steigen alles
voller persönlicher Teilnahme mag er malen wie ein Holz-
hacker, das ist dem gegenüber gleichgültig.
Es kann auch so sein: Alles voller Teilnahme. Aber um
das frisch zu übermitteln (zu erreichen, aufzuweisen) wirft er
alles andere bei Seite.
Die Empfindung in den Arbeiten hat mir viel Freude ge-
macht. Das Studium doch auch?
Nein. Davon hat man doch nichts. Darauf geb' ich
nichts.
(Es thut mir leid, dass dies nicht Gelegenheit bietet, um
Fleiss, Studium, jugendlichen Eifer, Gesinnungstüchtigkeit etc.
festzunageln; wir haben wenig Zeit und Raum und müssen uns
deshalb darauf beschränken, nur von Kunst zu reden.)
Wenn man Uhdes Gesamtproduktion ansieht, überkommt
einen doch eine Idee von grosser Zerfahrenheit, man sieht
keinen Hintergrund, Eklektizismus!
Über das ganze heutige Getriebe ä la Liebermann, Uhde etc.
muss man weit hinaus kommen, ehe das was werden kann.
Bartels hat vielleicht schon am meisten wirklich intim Ge-
schautes in der „neuen" Manier.
Haider. Ernste, innige Kunst. Aber so sind wir ja nicht
mehr gewöhnt Kunst zu sehen. Wir leben auf einem jahr-
markt und sehen da die Bravourstücke der erlernbaren Pinsel-
fechterei oder des entsagungsvollen Sitzfleisches vor der Natur
„denn Gedanken stehn zu fern". Und angenehmer kann
man es der Menge und sich nicht machen. Was hilft dem
guten I-Iaider aller Ernst, dass er ein Dinnerlicher" Künstler ist,
streng und still und damit kraftvoll wie ein alter Venezianer!
Geh heim, dummer ehrlicher Kerl! Heu? haben die I-larfen-
schläger und Zithervirtuosen das Wort.