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fertigen Arnold Böcklin an die Spitze trägt. Unter dieser
Flagge kann man die unvergorene Begeisterung der Impressio-
nisten völlig willkommen heissen.
Eine Menge Jugend die überall das Recht ihrer Kraft
hat muss man auch immer wieder in Betracht ziehen.
Wir sind im grossen Ganzen endlich wieder ganz andere
Beobachter und Liebhaber geworden ä la bonne heure!
aber da wir vor der Natur arbeiten (und nicht die Phantasie
möblieren), so haben wir es über Studien kaum hinausgebracht.
Alles auf kaltem Wege gemacht, in vollster Abhängigkeit und
Temperamentlosigkeit. Wer so die Zufälligkeit der Natur an-
betet, wird nie den störenden Ballast über Bord werfen lernen,
um in künstlerische, leichtere Luft aufzusteigen. Es giebt noch
keinen Daudet unter unsern Modernsten ich sage absichtlich
Daudet, nicht Zola.
Auch Böcklin lebt nur von der Natur. Aber er schwelgt
in dem unendlichen Glanz der Welt und sucht ihre Pracht zu
entbinden, die bis ins kleinste Angeschaute und Ergründete in
ruhigem ordnenden Nachgeniessen, mit klarem künstlerischem
Willen komponierend, fügt er die disjecta membra nach seinem
Bedürfnis zu einem neuen Naturprodukt zusammen, das für
den Menschen verständlich und erfreulich wirkt.
Ich kann nicht glauben, dass wir eine so bloss geschickte
und kluge, aber gemütlose Gesellschaft sind. Das ist ähn-
lich wie Ibsen eine Etappe, aber nicht das Ziel, hoffent-
lich auch nicht schon das Ende.
Todesfälle, Leichen, Betrübnis wozu das alles? Die
Herren sind ja doch keine Philosophen!
Soziale Fragen haben mit der Kunst gar nichts zu thun
(so wenig wie Staatsaktionen etc.), und wer sie hereinzieht,
handelt mindestens ausserhalb seines Mandats.
„Wer in die Kunst Tendenz bringt, der ist eben kein.
Künstler", sagt Böcklin.