Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

 ENTWÜRFE 
Es ist die alte Geschichte  fable convenue  nur 
so wirst du selig  Regierungsprinzip  Mode; dies uner- 
träglich Aufdrängende wie bei Wagner: „Ihr sollt und müsst 
daran glauben!" 
Habemus papam! sagen die Herren Muther und Helferich. 
Wenn ihr wollt, so haben wir eine neue Kunst, sagten 
ihnen nämlich vorher die Herren Liebermann und Uhde. 
Die unbekannte Grösse, die man nationale Kunst nennt, 
ist dabei freilich nicht deutlicher geworden (bei deren Unter- 
scheidung nur Temperament, Manier resp. Schule etc. eigen- 
tümlich sind, das Künstlerische aber naturgemäss überall auf 
den gleichen Voraussetzungen ruht). 
Bloss malerisch kann natürlich alles gleichmässig interessant 
sein, und gegen „paysage intime" hat natürlich  als gegen 
alte Geschichten  kein Mensch was. Aber ein Unter- 
schied bleibt es doch, wer malt. Die blosse Rechtgläubigkeit 
thut es nicht. Die Poeten aus den 30er Jahren (Schule von 
Fontainebleau) bis zu Bastien Lepage waren eben mehr als 
blosse Augen,  Herz und Hirn dirigierten die Sache. 
Es ist ja nicht wahr, dass die Impressionisten der Natur 
näher kommen. Es ist das nur ein neues Rezept zur Aus- 
nutzung der vorhandenen unzureichenden Mittel  Täuschung, 
Berechnung wie alle und jede Malerei  aber die Böcklinsche 
(und manche andere) ist mir lieber, weil sie bewusster und 
darum künstlerischer ist (von aller Phantasie und der Freude 
daran abgesehen). 
Auch ich halte das überzeugte Wollen für das allein leben- 
schaffende, also künstlerische Prinzip. Die starke Individualität, 
die persönliche, belebende, fortpßanzende Anschauung,  wo 
ist sie hier, bei dieser Objektivität von Millets Gnaden? 
In der Form Böcklin sehe ich ja in der modernen Rich- 
tung das alleinige Heil. Aber wenn ich auch die Berührungs- 
punkte nicht übersehen kann, so sehe ich doch viel deutlicher
	        
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