Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

 
sagen, nichts bei der Seele haben. „Wenn sie besser malen 
könnten, thäten sie es schon" sagt, glaube ich, Andreas Achen- 
bach. Wer keinen Überfluss zu verzapfen hat für andere, der 
soll doch davon bleiben. Nicht wie die Weiber Kinder kriegen. 
In Paris ist dies Naiv-Aussehen schon wieder Geschick- 
lichkeit, Berechnung. S0 einen Körper ganz flach auf einen 
Teppich stellen oder ähnliche unerwartete Witze  das zieht. 
Das Publikum will ja nur Neues oder Chic, Bizarrerie  
darum ist meist schon ein kapriciöses Modell für den Maler 
alles. I-Iat er das gefunden, so hat er seine künstlerische 
Specialität gefunden, so gut wie alle grossen Franzosen. 
Aber auch das gilt noch von der Pariser Malerei: „Depuis 
quiil est quelque avantage ä possäder du talent, chacun veut 
en tenir boutique." 
In Paris einer wie alle. Die Künstler verderben sich 
selbst untereinander: „tu devais te faire une späcialitä; tous 
les peintres ä la mode ont une späcialitä." Immer wieder 
damit kommen, so dass im nächsten Salon jeder sagt: „tiens, 
un Läopold Laurent! et tu seras lancä." Oder: „Pas changer! 
Vous ätes arrivä." Und darauf kommt es an. Er hat seinen 
Typ gefunden, unter dem das Publikum ihn kennt, er hat seine 
Specialität. 
Jeder hat seine Specialität, von Meissonnier bis Breton, 
von Cabanel bis de Nittis, von Gäröme bis Henner, von 
Bouguereau bis Bastien Lepage. 
Nein, „wer immer das Gleiche macht", sagt Böcklin  „ist 
ein Schweinhund. Kein Mensch, so lange er sich Künstler 
nennt, kann eine Manier haben. Man bleibt keinen Tag der- 
selbe. Was einem Zwanzigjährigen gefällt und richtig erscheint, 
kann einen Mann nicht mehr anregen. Was man erreicht hat, 
ist ab. jedes Bild hat in diesem Sinne etwas anderes zu sagen, 
und wenn es eine Wiederholung wäre. 
Breton ist gerade so wie die anderen. Aber er macht 
Schule. Eine Menge Münchner hat er verführt." 
„Ein Künstler kann so wenig eine Specialität haben wie 
eine Manier. Ein Streber oder geschickter Handwerker muss 
sie haben; denn er ist an ihr kenntlich, nur sie sucht seine 
über Breton 
Böcklin 
Koller, 
Zürich 
1884.
	        
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