Das simple Bewusstsein der malerischen Mittel, ihrer
Grenzen und ihrer Ausdehnungsfähigkeit, vor allem der Farbe
als Kompositionsmittel, sind bei den meisten verdunkelt und ganz
verdrängt durch unmalerische Nebeninteressen, die auf ganz
ausserhalb Liegendes bewusst oder unbewusst spekulieren.
Ein Maler, der sich I-Iistorien-, Genre-, Landschaftsmaler
nennt oder schelten lässt, ist gewöhnlich mehr Gewerbetreibender
als Künstler, oder ein Mensch, der abstrakte Ideen mit Formen
und Faltenwurf bekleiden zu können wähnt. Denn dem Künstler
gehört die ganze sichtbare Welt der Erscheinung, er ist mit jeder
neuen Aufgabe ein anderer. jene ästhetischen Rangklassen exi-
stieren nicht für den Schaffenden, sie sind gelehrten Ursprungs.
Ich denke, es geht dem Künstler in allen Bethätigungsarten
gleich: er gestaltet, was der Augenblick bringt, oder verlangt.
Karl I-Iillebrand („Briefe eines ästhetischen Ketzers")
nennt die ganze Stoffmalerei (Geschichte, Genre etc.) also
Delaroche, Gallait, Piloty, Geröme, Knaus, Heil-
buth etc. 4 veredelte Bilderbögen und spottet über den Be-
schauer, der sich über das ernste oder lustige Geschichtchen
freut, das man ihm erzählt, froh ist, wenn er's errät. Ebenso
über die „Ausdruck"simpel ä la Ary Scheffer, bei denen der
Hauptreiz für den Philister darin besteht, diesen Ausdruck zu
verstehen; schliesslich über die Herbeiziehung von Patriotismus,
Frömmigkeit etc.
Tiermaler, Marinemaler du lieber Gott! All diese Dinge
werden falsch geboren, weil sie sich an die Richtigkeit binden,
und weil sie sich an eine falsche Adresse wenden, nicht an den
Kunstsinn, sondern an die Kennerschaft (von Pferden oder
Schiffen), an einschlägige Liebhabereien.
Die Frage liegt ja fast immer so: nimmt einer ein künst-
lerisches oder sonstwie hergestelltes Interesse als Leitmotiv.
Was will er: gefallen, resp. es dem Publikum etc. recht machen
oder Künstler sein, d. h. blind dem Erkannten folgen und dem
Erkennen weiter nachstreben. Auf was spekuliert er mit seinem
Bildwerk? Ist er Künstler oder Affarist?
Böcklin hasst die Historien- und Genrefritzen, weil sie
sich abhängig machen, ihr eigenes und des Publikums Interesse
in allerlei suchen, was Kostümschneider und Militärs bestechen
kann, aber zum Ausdruck der eigenen Bildidee nicht nur über-