Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

 
Friedrich den Grossen schreibt, schreibt er eben mit vorbe- 
dachter Absicht einen grossen Mann. So schreiben wir, mit 
beabsichtigten, nicht mit erkannten Resultaten  Raffael, 
Michelangelo und jeden sonstigen Renaissanceonkel. Nur weil 
die Geschichte mal im Gange ist, die Schüler im Train ihrer 
Lehrer laufen (schon weil sie Professuren haben wollen), geht 
der Glaube weiter, wie jeder andere. 
Der 
Dilettant. 
Gelehrteste bleibt der Kunst 
Die Archäologen am meisten. 
gegenüber 
immer 
ein 
Wir leben in einer Zeit, in der man jede Beobachtung 
eine Bosheit nennt, und nebenbei den japanismus etc. (Ober- 
länder nicht zu vergessen) versteht. 
Den Böcklinianern ist die Karikatur unheimlich. 
Böcklin sagte einmal: sie sei der Ausdruck der Enttäuschung. 
Bruckmann meint, sie sei immer unbarmherzig. Wenn so einer 
langsam und einzeln alle die momentan ihn entstellenden, wesen- 
losen, kleinen Schwächen eines Menschen etc. gesammelt, über- 
trieben und zusammengestellt habe, sage er: das ist er! Alle guten 
Seiten, alles Ausgleichende, Verschönernde hat er unterschlagen. 
Das Leben, den wahren Zusammenhang, die Existenz- 
berechtigung und Freude, die Kraft, aus der er existiert, das 
Gute, Menschliche, Erfreuliche, also das, worauf es dem Künstler 
ankommen kann z das Unwichtige. Zufälligkeiten z Wesen; 
Äusserlichkeiten z der Mensch; Nebensachen z Hauptsache. 
Das ist keine künstlerische Auffassung, Thätigkeit. 
Es ist auch ein charakteristisches Zeichen unserer Zeit, 
dass man sich um die Bildhauerei so wenig kümmert. (Nicht 
nur wo sie selbst Schuld daran ist.) Immer nur Malerei! 
Malerei! Und immer mehr Damen! 
(Der immer grösser werdende Anteil der Frauen an der 
Malerei beweist auch, wie sehr viel an dieser modernen Art 
lernbar ist.)
	        
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