Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

 
Alle diese Leute sehen überhaupt nicht im künstlerischen 
Sinne und haben ergo nichts dreinzureden. 
„Leute, die bei einem Mondscheinbild nur das Licht sehen, 
weder z. B. die falschen Wolken, noch das unmögliche Meer 
(wodurch der Effekt hervorgebracht ist) bemerken und ver- 
missen den Fingernagel, der auf einem innerlich tief lebendigen 
Figurenbild fehlt", sagt Böcklin. 
Man kann hinter jedem Renaissance-Hinz und -Kunz 
herlaufen und braucht doch kein Verhältnis zu Böcklin zu finden. 
Man kann sogar die "Regesten" Michelangelos schreiben und 
braucht noch lange nichts von Kunst zu verstehen. 
Es ist immer der grosse Künstler, der diese oder jene 
den Stoff krystallisierenden Einfälle hat. D. h. in der Kunst- 
oder Litteraturgeschichte. In Wirklichkeit ist es bloss der, der 
den Geistern gleicht, die er begreift, der das Hilfsmittel benutzt, 
welches die Kritik für die Gangart der Kunst hält, welches 
aber nur eine Krücke ist. Das Hohe in der Kunst ist für 
diese Leute das, was sich verstandesmässig begreifen und dar- 
stellen lässt. Darum wird es auch im Druck so sehr pussiert. 
Mit der Kunst selbst hat es nichts zu thun. Aber die „Denken- 
den", die ja vor allen mitreden müssen, nehmen es dafür, 
resp. haben es erfunden. Die Künstler, die dergleichen in den 
Vordergrund schieben, sind entweder keine, d. h. sie gehören 
eigentlich zu jenen und haben nur aus Versehen oder Selbst- 
Verkennung das Handwerk gelernt,  oder sie haben jene, die 
naturgemäss die Herrschenden sind, nötig und arbeiten in ihrem 
Sinne, um die Raufe voll zu haben. 
Ganz gelehrte Menschen (oder vielmehr gerade die Ge- 
lehrten, als die ganz einseitig und jedenfalls nur Verstandes- 
mässig erzogenen, die heutigen Gelehrten mit ihrem absichtlich 
kleinen Gesichtskreis : Specialität), halten eigentlich so einen 
Künstler für eine Art Missgeburt, für einen seltsamen "Fall", 
der alles gerade so sehen müsse, anders als andere Leute. Weil
	        
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