Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

 
Hauptsache. So ein Fuss geht bei ihm oft zwanzigmal in eine 
Figur. Er fing eben oben an, malte sich fest, und nun sah er 
das Ganze nicht mehr. Über das Aktmalen ist er überhaupt 
nie hinausgekommen. Und bei nichts braucht man weniger zu 
denken, als beim Aktmalen. Ein Lebewesen nur weil es einmal 
da ist, mit grösser werdender Geschicklichkeit nachzumalen, es 
so oder so hin- und nebeneinanderzustellen  das heisst doch 
noch kein Bild malen; da fangt es ja noch gar nicht an." 
„Also er hatte keine Idee von Proportion. Das Ganze 
sah er nicht. Er fing oben an und endigte unten  wie Gott will." 
Lenbach. „Was man nicht gesehen hat, kann man nicht 
malen. Die Welt im ganzen, den Zusammenhang sah er nie. 
Aber er kopiert vortrefflich, weil er nur den jeweiligen Fleck 
für sich allein sieht und darum sagen kann: das ist lichter 
Ocker mit Beinschwarz." 
Gelegentlich eines Bildes von Lenbach: Kaiser Wilhelm I., 
in altgemachtem Rahmen: „Schmutz zu Schmutz steht immer 
gut." (Das Bildnis braunsaucig, ohne Farbe zu bekennen, und 
der Rahmen ohne blankes Gold.) „Diese Feigheit, keine dreisten 
Gegensätze zu wagen. Natürlich malt er dann auch den lustigen 
Rahmen alt." a?  
v? 
Böcklin lacht fürchterlich über Leibl, der drei Jahre in 
einer Dorfkirche gesessen, um drei alte Weiber zu malen, unter 
anderm auch eine Haube, die zu sticken viel leichter gewesen 
wäre. „Muss das ein langweiliger, denkfauler Kerl sein"! 
(So die Sorte Leibl sagt: Wer das Glas da täuschend 
machen kann, hat mehr geleistet als der ganze Schwind.  
Sieh' her: Wenn nun noch eine Hand dazukommt und einer 
malt die ebensogut mit.  Das ist noch mehr.  Und wenn 
dazu noch ein Kopf kommt, der das Glas und die Hand am 
Mund hat.  Das ist das Höchste.  Wenn der Kopf nun 
aber Beine hat und geht.  Das kann man nicht mehr machen. 
 Nein, du nicht. Aber das kann Schwind. Der kann die 
Leut' auch noch schweben und schwimmen machen, dass man's 
glaubt. Wer hat nun mehr Natur von euch?)
	        
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