„Geschickt sind sie, diese Italiener. Sie gehen z. B. nach
Paris zum Salon, sehen, was neues da ist, Glück macht, geht;
sie begreifen sofort, worin das Eigentümliche liegt, und gleich
machen sie's nach."
[Das rein Malerische genügt Böcklin nicht. Auch darum
liebt er z. B. die Italiener nicht, weil er ihre „Sante conver-
sazioni" und schön posierenden Zuschauer nicht begreift.]
Auf sich wirken lässt ein bewusstes Talent eben nur das
Verwandte, und das fand Böcklin nie bei den Italienern. In
seinen Ansichten über die Italiener stimmte er vollkommen mit
Svertschkoff überein, nur dass dieser sie noch schärfer for-
mulierte.
v? ü: v?
Deutsche: „_Ia die Altdeutschen!" jedesmal, wenn
Böcklin kam, musste ich mit in die vorderen Säle der Alten
Pinakothek (in den Glaspalast etc. ging er nicht). jedesmal
stand er vor seinem Rogier etc.: „Schauen Sie mal hin, die
Luft in dem Zimmeri), die Sauberkeit, wie wohl einem da
wird, das offene Fenster, die Reinlichkeit und Verständlich-
keit in der Landschaft draussen ab!"
(Rogier van der Weyden: der Mut, die Klugheit der
Rechnung, das stete Bewusstsein, welches dazu gehört, um noch
solch ein Fenster zu wagen, wie auf seinem Bild in der „Alten
Pinakothek l")
Nicht die Holländer, sondern die ungesauceten bestimm-
ten, lichtvollen Flamländer sind Böcklin so viel wert.
Immer wieder seine Niederländer (die Schwind so
jämmerlich findet). Böcklin exempliliziert auf die „Anbetung
der Könige" von Rogier van der Weyden (München, Pina-
kothek) und sagt: „man könnte meinen, das sei bloss so blau
und rot etc. ikonographisch nebeneinander gesetzt. Und ich
versichere, alles ist die klügste, nirgends ein Loch lassende
Berechnung, ein Exempel, welches auf jede Probe stimmt."
Quentin Matsijs: Pietä. „Diese Anschauung und Kennt-
nis zugleich!"
[Oho die Niederländer Realisten! Sie haben immer ein
1') Gemeint ist
zeichnet". A. d. H.
100
189a)
Lu kas ,
der
die
Madonna