BÖCKLIN um) HANS von MAREES 175
überlegt viel, um allgemein verständlich zu sein und konnte
seinerseits den Verstand nicht ausschliessen. Ausserdem ist
mit den Jahren, also in der bewussten Kunst, Besonnenheit
mehr als Begeisterung, die fliessende Quelle vorausgesetzt.
Eine dunkle Wolke schattet über der prometheischen Ar-
beit Marees', Feuerbachs und der andern: nur Böcklin
steht heiter atmend im rosigen Licht daneben schöpferischer
als je. Er macht seine Gebilde so gut er gerade es kann.
Wer denkt nicht an die graue Sorge Feuerbachs, an
das ewige Steinewälzen Marees', wenn er dieser heiteren
Schaffenskraft aus demselben Brodeln der Zeit und der Talente
(siehe auch Franz Dreber) gegenübersteht! Er ist schliess-
lich doch die einzige Erfüllung jener deutsch-römischen Tage:
er griff nie unselbständig auf die Früheren zurück; er griff nie
über sich und über die Grenzen seiner Kunst, d. h. die
Leistungsfähigkeit ihrer Mittel hinaus dies Rüstzeug aber
handhabte er. (Als echter Künstler von Natur natürlich auch
die allermöglichen anderen Künste und Techniken.)
Vieles ist der Wille mit Bewusstsein sich zu entwickeln,
aber die höchste Begabung ist die stets frische Entwick-
lungsfähigkeit.
Immerhin, die rein künstlerische Absicht, wenn sie ohne
Rück- und Aussicht auf den „Erfolg" als Lebensaufgabe dasteht,
ist doch sehr viel. In magnis voluisse!