BÖCKLIN UND HANS VON MAREES 173
Marees will herrschen; er wartet nicht auf den glück-
lichen Moment (ich weiss Tage und Bilder, da wollte er nicht
seine gute Stunde abwarten, nichts dem überlassen, was während
der Arbeit zusammenschiesst; er wollte herrschen, und wenn
er nachts um zwölf Uhr aufstand, wollte er zu jedem Werk
ganz da sein): das ist sein Erworbenes, Erkanntes, also
Böcklin ist subjektiv.
Marees objektiv.
Böcklin lässt es darauf ankommen, was ihm während
der lösenden Arbeit die gute Stunde aus dem Schatz seiner
Individualität zusammenschiessen lässt.
Marees verrennt sich in die Sackgasse des Sichniegenug-
thuns, nimmt die Mittel für den Zweck. Erkenntnis, Abstrak-
tion, Begriff.
Böcklin: all seine Liebe, Sinnigkeit, Innigkeit arbeitet
mit. Er ist darin ganz deutsch. Seine Kunstwerke sind spontan,
wie Märchen, wie Poesie er ist wie der Frühling.
Marees: mit Griechenkenntnis und Vergleichen be-
schwert. Nichts Deutsches in seiner Kunst. Den Italienern
verwandt, denen auch jede Anlage, jedes Verständnis oder Be-
dürfnis für das Liebevolle, Intime fehlt.
Böcklin will nie das Bedeutende oder gar Abschliessende
machen, sondern nur sich.
Marees arbeitet nur per far il grande.
Böcklin umfasst alles.
Marees ist nur bis zum absoluten Menschen gekommen.
Nicht bis zum Gewand. Keine Blumen, keine Stimmung.
Böcklin sagt: ich male mein Bild doch nicht wegen
der Schwierigkeiten, die umgeht man. ,
Marees sagt: das ist mein königlicher Wille, der muss
voll und ganz durchgesetzt werden. Fluchend macht er seine
Sachen: ich will dir schon zeigen, ich zwing' dich schon!
Der I-Iauptunterschied zwischen Marees und Böcklin dürfte
schliesslich der:sein: Der eine wollte sich immer strecken und
recken, damit er soweit käme wie die Altenf) oder wie die
Renaissance, also wie andere schon gekommen waren er
wWas geht mich die Antike am, sagt dagegen I-Ioffart, als moderner
Bildhauer, van deren Überschätzung ist schon mancher talentvolle junge
Mann zu Grunde gegangenw Durch ihre Unterschätzung auch. A. d. V.