holers genommen, der er ja aber auch heute, im Grunde ge-
nommen, lediglich ist]) ordnen Mode und Handwerk einerseits,
wirkliche produktive Arbeit von schöpferischer Hand andrer-
seits, allein unterscheiden. Aber darin herrscht noch die grösste
erklärliche Konfusion, da es der Wissenschaft auf hundert
andere Dinge ankommt (von denen allein sie auch Kenntnis
haben kann), als auf die reine Kunstfrage die freilich doch
wieder die Kulturfrage xar" ääoxriv wäre, wenn sie auch in
erster Linie Künstlerfrage ist.
Die „Venus von Medici" und auch die vom '„Kapitol"
sind gewiss für Bronze gedacht. Welche Freude könnte ein
Bildhauer daran haben der weiss, was Marmorarbeit ist
diese Arbeit unter den Armen weg, bald von oben, bald von
unten, zu machen und welche Stärke der ersten Vorstellung,
um, trotz all der Ableitung doch etwas Frisches zu stande zu
bringen! Das ist nicht die Arbeit eines produktiven
Menschen, von dem doch die Figur ersonnen ist.
Wir Deutschen haben ja nie eine ordentliche nackte
Menschenfigur modelliert. Man stellef nur eine Aphrodite von
Melos neben jedes unserer Bildwerke! Immer Grillenfängerei.
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Mit der zehnfachen Schwierigkeit der Bildhauerei (der
Malerei gegenüber) hat es seine guten Wege. Zunächst kann
ich doch immer nur eine Vorstellung von einer Seite haben
und werde froh sein, wenn ich die sprechend ausdrücken,
körperhaft erscheinen lassen kann. Siehe nicht bloss die Re-
liefs (deren früher geträumtes Gesetz der zwei idealen Flächen
längst als ästhetische Willkür selbst von der Archäologie auf-
gegeben ist), sondern auch Giebelfelder, Nischen, überhaupt
alles Figürliche auf Hintergründen, Was liegt daran, 0b sie
auch hinten, unten, oben und in allen ihnen nicht zugedachten
Lagen ausgeführt sind! Zu solchen Experimenten ist doch so
eine Arbeit nicht da. Wer nicht an die absolute Figur unter
der Glasglocke glaubt, sondern an die, welche Licht, Luft,
Raum resp. Standort und Umgebung braucht und also in Rech-
nung zieht, wird das zugeben müssen oder doch der Über-
legung wert finden.
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