FARBIGE SKULPTUR 149
Ich bin der Überzeugung, dass wir hier Manifestationen
der reichsten malerischen Phantasie (Phantasie im Sinne des
beweglichen, kombinierenden Gedächtnisses für das stimmungs-
voll Angeschaute oder sonst Assimilierte), dass wir bei ihm
zugleich Bethätigungen des schärfsten künstlerischen Verstandes
gegenüberstehen wie den bemalten Figuren der Treu-Aus-
stellung in der Nationalgalerie oder der akademischen
jubelausstellung, d. h. uns ist das Wesentliche oder doch vom
Künstler Gewollte, also Nötige, ungewohnt geworden (unheilvoll
verwirrend auf unsere modernen gelehrten und künstlerischen
Anschauungen hat hier [abgesehen von den Missverständnissen
der Renaissance] nicht bloss „Winjckelmann als Erzieher",
sondern auch Lessingmit seinerischroffen Grenzsperre zwischen
den Künsten gewirkt), mit uns den meisten Künstlern Böcklin
aber ist das Salz nie "taub geworden, keine ererbte oder an-
erzogene Schulmeinung hat ihn auch nur für Augenblicke dumm
gemacht.