144 BÖCKLlN-AUFZEICHNUNGEN UND ENTWÜRFE
eigener Mythologie tragenf") Die eine, ganz Dienerin, soll
leuchten, in einem Treppenhaus etwa, folglich reckt sie den
Arm und biegt sich vor. Die andern zwei, Hermen, sind rechts
und links von der Thür gedacht, als Portiers. Sie glotzen ins
Leere (die Glasaugen wirken so blöd und stumpf, so wenig
lichtgewohnt, sehen einen nie an, sondern ins Nichts, weil das
Licht immer von der Seite durch die vorgequollene Iris fällt).
Alles Übrige, nicht mehr Wesentliche, iist unbelebt, einfacher
Pilaster, nicht einmal verjüngt. (Das ist doch wohl etwas rück-
sichtslose Konsequenz.) Aber das soll stark und straff doch
zugleich auch wieder gleichgültig sein, damit das Auge von den
Augen da oben gefesselt wird. Zudem steckte der Rest ja doch
im Portierrock.
Böcklin tritt damit voll und ohne Vorbehalt ölfentlich für
die farbige Plastik ein. Wie er freilich sein Publikum finden
wird, welches aus seinem reinen Versuch eines Beweises Be-
lehrung ziehen will oder kann, ist unklar. Schon als Maler
wird er dekorativer skulpieren als ein moderner Marmor-
techniker. Zudem kommt es ihm in seiner simplen Künstler-
schaft nicht darauf an, das zu treffen (oder nur darauf zu achten),
was gerade „schön" heisst, oder was man an Geschicklichkeit
etc. etc. jeweilig besonders hochachtet. Seine Figuren, die eines
Malers, brauchen ja die „malerischen" Kunststücke der Bild-
hauer nirgends zu erreichen sie werden aber ein an jenen
grossgezogenes „Kenner-" oder „Feinschmecker-" Publikum
schwer überzeugen. Auf Leute, welche die Frage ernsthaft
nehmen sie nur einmal wieder auf ihren natürlichen
Boden gestellt sehen wollen, kommt es erfahrungsgemäss
zunächst nicht an. Die Gewöhnung hat das Wort. Ruhe in
der Minorität! Und ich fürchte, diese Ruhe wird eintreten.
Denn schliesslich, lebt auch der Künstler von seinen Wählern.
Leider!
Böcklins neuer Stuck (von Prof. Hauenschild in Zürich,
hergestellt in der Fabrik von A. Fleiner in Aarau).
Ist bekanntlich nicht geschehen. Nur der eine Paddex,
war, wurde ausgestellt, die anderen zerfielen. A. d. V.
Stuck
der
aus