ders gemeint. Er hat nichts damit zu thun (wie Dr. Hans
Barth gelegentlich der venetianischen Ausstellung von 1887 im
„Berliner Tageblatt" meint).
Böcklins optische Weisheit macht ihn schon zum Lehrer,
(nicht einzelner Schüler, sondern der modernen Malerei) durch-
aus nicht seine Genialität, seine grossartige Anschauung. Er ist
Lehrer für alle, die absehen von den Surrogaten und Reizmitteln
in der Kunst, von der angewandten Kunst. (Patriotismus,
Sinnlichkeit, Atelierwitze etc.)
Man soll von niemandem so wenig von einer ver-
gangenen Zeit wie von einem lebenden Menschen lernen
wollen, was er macht, sondern wie er's macht: seine Prin-
zipien, Erfahrungen. Und hier sind Erfahrungen gemacht,
mangelnde Überlieferungen ersetzt, Wahrheiten wieder in Erinne-
rung gebracht, Raisonnements bewiesen, Prinzipien wieder auf-
gestellt und ohne jeden akademischen Schein ad oculos demon-
striert, hier hat er der Malerei wieder zu einem bewussten und
umgänglichen Schatz von lebendiger Erkenntnis verholfen und
ihn in seinen Bildern aufgespeichert.
Darin muss er Vorbild, Lehrer sein, epochemachend,
wenn es noch einmal wieder aufwärts gehen soll.
Ich weiss nicht, ob wir nicht ein Recht auf den Wunsch
nach einem Glaubensbekenntnis hätten, warum wir es nicht
haben sollten in der Kunst meine ich, der lebenden; denn
die Tempelwächter, die Ästhetiker, haben ihre Bekenntnisse).
Der Dilettantismus zusammen mit dem Lernbaren greifen im-
mer erschreckender um sich unter den sogenannten Malern,
was will man da vom Publikum sagen! Es ist hier wie mit
dem Theater. Man sucht die Ausstattung, nicht das Stück,
den Virtuosen voller Nuancen, nicht den auf warmem Wege
schaffenden Künstler.
Die Summe von Erfahrung, Können und Wollen, die grosse
Anschauung, die Fülle dieses Hirns und Herzens, die sich hier
zur einfachsten Einheit kombinieren, müsste anziehen, sollte die
Berufenen nachdenklich machen und zur Selbstprüfung anregen.
Aber im Lande der Denker und mit Denken allein
fasst man allerdings das Kunstwerk nicht Fgiebt das Ausder-