Was
ist
Zeichnen?
„ Komposition",
wörter.
„Zeichnen"
sind
die
Hauptschulmeister-
Komposition! Als ob nicht jeder wirkliche Maler kom-
poniere, wenn es dem Philister auch nicht sichtbar, bewusst
wird. Die Schulmeister, die diesen Begriff gepachtet haben
wollen, verstehen nicht genug von der Malerei und ebenso-
wenig von der Herkunft ihrer Ästhetik. Sie überlegen nicht,
dass der Maler nicht bloss seine Linien und Körper symmetrisch
aufzubauen hat, sondern dass er ebensowohl seine Farben
und Tonmassen die auf das Auge verschieden wirken
gegeneinander und zum Ganzen abwägen muss und dadurch
komponiert.
Damit ist es geradeso wie mit dem ewigen Schreien von
Zeichnen- und Nichtzeichnenkönnen. jene verstehen darunter
eigentlich nur „Umrisse machen". Von einer Zeichnung implicite,
wie sie der eigentliche Maler meist allein anwenden kann, von
einer Formgebung durch die Farbe, begreifen sie nichts, dazu
können sie nicht genug zeichnen. Oder ist das kein Zeichnen,
alles das, was man von Form haben will, an seine richtige
Stelle, in richtige Funktion und wirksamen lebendigen Zusammen-
hang zu setzen?
Ist es keine Perspektive, wenn Böcklin, wie gewiss wenig
andere, dem Raum und der Form durch die Farbe Ausdruck
zu verleihen weiss?
Bei Böcklin findet sich freilich nicht die aufdringliche
Zeichnung jener, die nicht farbig sehen, sondern abstrahieren,
jener also, die nicht Eindrücke empfangen, und daraus erwachsene
Vorstellungen aussprechen, sondern Gedanken ausdrücken