Porträt.
„Wer auf der Akademie einen Heissigen Studienkopf her-
untermalen gelernt hat, kann ja auch das, was die Leute ein
ähnliches Porträt nennen, machen."
Porträtmalen erinnert Böcklin an Modellmalen und steht
ihm so hindernd am Eingang zur Kunsterkenntnis für die Menge.
Wie er sich auch damit abfindet, es bleibt ihm zuviel Ge-
gebenes, und das langweilt ihn. Alles steht fest, alles Wesent-
liche, woran er sich halten muss. Der Raum, der Mensch wie
er ist, Gesicht, Figur etc. alles, was spricht, ist gegeben,
also kommt der Künstler selbst nicht zu Wort; ihm bleibt
nichts zu erzählen, nichts Eigenes hinzuzuthun, womit er zu
der Seele des Beschauers sprechen, ihn packen könnte. Böcklin
ist zu voll, und mit einer in sich selbst ruhenden Einzeliigur
ist so wenig anzufangen.
Was der Photographie auch passieren kann, hält er nicht
für künstlerisch wertvoll. Schon darum auch das Porträt nicht,
„die elendeste aller Kunstgattungen, weil der Künstler dabei
am meisten gebunden ist". '
Ein Porträt kann wohl mit dem Eindruck stimmen, den
ich (der Maler) von der Person habe, aber nie mit dem Menschen,
der daneben sitzt, und der noch mit der gesteigerten Palette der
Natur sichtbar gemacht wird.
Aber Böcklin hilft sich auf allerlei Weise. Muss er z. B.
eine schöne Frau malen, so malt er sie aus dem Kopf, nur das,
was ihm von ihr im Gedächtnis geblieben. Denn das muss
seiner Meinung nach dasjenige sein, was sie von tausend anderen
schönen Frauen unterscheidet. Hingegen sie als Modell behan-
deln und alles Gleichgültige, Allgemeine und Zufällige auch