Volltext: Zehn Jahre mit Böcklin

KOMPOSITIONSMITTEL. BILDENTSTEHUNG. BILDER 77 
 
„Dem Bilde wird der Rahmen gut thun,  d. h. für den, 
der's nicht gemacht hat." 
 denn wenn man's macht, rechnet man bereits mit dem 
Gold, man setzt keine konkurrierenden Töne gegen den Rand, 
kein Rosa, Orange etc., sondern grau, schwarz, blau, grün etc. 
Aber dann wird freilich mit dem blanken Gold alles plötzlich 
weit, tief, geht zurück  wenn's sonst recht war." 
„Das weiss jeder Maler, was sein Rahmen wert ist. Aber 
das "Warum" scheint's, in seinen Bildern wenigstens, ist ihm 
wurscht. Warum sonst macht er seine ganze Farbenrechnung 
nicht nach dieser Erfahrung?" 
„Seit der Rahmen da ist, habe ich gesehen, dass ich mich 
verrannte und viel zu viel Wert auf feine Tonunterschiede 
legte  jetzt im Rahmen sehe ich nur wieder die Hauptsache, 
das eine." 
"Was einer nicht sucht, sieht er nicht." (Das bezieht sich 
auf das Raffinieren in feinsten Tonunterschieden, die nur der 
krankhaft raffinierte Maler sieht und sich zu sehen zwingt 
[und die er plötzlich für das allein Wertvolle hält], die aber 
seinem Beschauer nicht erschlossen werden und der Sache nicht 
Weiter dienen.) 
Man sagt, Böcklin sei Landschafter und fordert immer 
Landschaften von ihm. J a, aber er ist es ungern. Bei Figuren, 
die er viel lieber malt, ist die Freiheit eine viel grössere, die 
dekorativ wirkenden und hauptsächlich sprechenden Gegensätze, 
Gegenbewegungen etc. liegen viel breiter in der Hand des 
Künstlers. Er kann so einer Figur je nach Bedürfnis ein rotes 
oder ein schwarzes Gewand anziehen, kann das Hemd zeigen 
oder verdecken, den Hals mehr oder weniger sichtbar machen, 
Farbe gebrauchen, in welcher Menge, fastman welcher Stelle er 
will. In der Landschaft nun ist, abgesehen von dem Plus des 
Gegebenen (für ihn also des Bindenden), viel mehr von 
kleinen Gegensätzen, mit denen man sich abfinden muss, um
	        
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