KOMPOSITIONSMITTEL. BILDENTSTEHUNG. BILDER 75
wollen. Die andern werden sagen, dass es solche nicht giebt
und ihm wieder den Beweis der mangelnden Natur und der
Willkür aufbrummen.)
Wer hätte nicht auf offenem Meer die Empfindung gehabt
(ganz abgesehen von den aufgefischten Wundern der Tiefe und
den an die Oberfläche kommenden Walen, Haien, Delphinen,
Robben etc.): warum sollte jetzt oder dort nicht ein wunder-
bares Geschöpf auftauchen? Die Gipfel der Gebirge, die aus
der unbekannten Tiefe des Wassers hervorragen, sieht man
wohl und noch ein Stück hinab aber dann ist's aus eine
Welt, die nicht die unsre ist. Sehen doch selbst Seeleute immer
wieder die Seeschlange. (Und siehe jules Verneis Erfolge;
muss denn aber jede Phantasie in unkünstlerischen wissenschaft-
lichen Bahnen wandeln?)
Diese Böcklinschen Sachen sind ja garnicht willkürlich
gemacht, sondern natürliche Folgen des Eindrucks eines
wiederholt Genossenen den das Meer und das Meerleben
auf den Künstler gemacht hat. Heine sah versunkene Städte
auf dem Meeresgrunde Böcklin, der gar kein Träumer ist,
lässt seine „Seekälber" die Einsamkeit des hohen Meeres noch
viel eindringlicher aussprechen.
Zur Deutlichkeit rechnet Böcklin, dass er einen alten
Hausknecht"') nicht wie einen jungen Gott malt, dass er diesen
interessanten Meerbewohner die Folgen seines Elements in Form
von allerlei Zeug tragen lässt, mit dem er bewachsen ist, wie
ein alter Karpfen oder Schiffskiel, dass die Küchenokeaniden
(die das klassische Altertum und darum Herr Professor
Bluemner nicht kannte), mit denen jener sich seinen Sonntag
macht, nicht wie Amphitriten oder des westlichen Okeanos
liebliche Töchter aussehen die für die Kunst ohne jegliche
Bedeutung sind schon damit niemand glaube, seine, Böcklins,
Scene spiele im Altertum, irgend welchem, und habe deshalb
das Placet der Herren Archäologen einzuholen. Schon darum
macht er sie so wahrscheinlich, in ihrem Element lebensfähig.
Ein Esel braucht auch nach den „Regßln der Schönheit"
nicht wie ein Pegasus auszusehen, und einen fCdCFSChWingenden
Und da sie Knaus malen
Phantasie? Anm. des Verfassers.
warum
darf,
auch
nicht
die
seiner"