Noch bekannter durch die schöne Radierung von
Klinger ist ein ferneres Meisterwerk des Themas, nämlich
der vFrühlingstagr. Kühn streben die gelblich-Weissen
Stämme hoher Silberpappeln, die Böcklin neben der
Steineiche, der Cypresse, der Birke bevorzugt und meister-
haft darstellt, über blumigem Seeufer-Wiesenplan, über
rieselnden Bächen zum blauen Himmel mit den frischen
Wolkenballen hinauf. Eine italienische Villa mit breiter
Gartenbaumgruppe links, der blaue See rechts bilden
den Hintergrund des Orts, der in den frischen, lichten,
frohen Farben des Frühlings prangt. Zwei spielende kleine
Mädchen am Haus werden von einer violettgekleideten
Frau überwacht, ein blühendes Paar sitzt im Vorder-
grund, davon der ganz mit Rot nach idealer Mode und
hohen Stiefeln bekleidete Jüngling die Guitarre spielt und
das in helles Blaugrau gehüllte Mädchen andächtig lauscht,
ein Alter steht am See dahinter und blickt gedanken-
Voll hinaus. Man hat das Bild deswegen auch wdie drei
Lebensalters genannt; der wFrühlingstagr jedoch trifft den
Stimmungsinhalt genauer.
Doch auch die letzte Fassung diesesiureivig frischen
Frühlingsthemas, das mit der Schöpferkraft dieser jahres-
zeit auf so unendlich viele Künstler zur Verherrlichung
eingewirkt, ist eines von den Meisterwerken unseres
Künstlers: vvFrühlings-Einkehrr (1880), eine Be-
handlung, die gedanklich eine Parallele zum berühmten
Florentiner Frühlingsbild des Botticelli bildet. Auch hier
wetteifert der frische Reiz origineller Erfindung mit hoher
Schönheit des Tons und glänzender Verschmelzung
prachtvoller Lokalfarben mit ihm. Wie anmutig ist es