Frau zu sein, sie ist brünett, nicht schön, meist mit
breitem Mund und unbedeutender Nase, und die Haut-
oberfläche ist nicht mehr ganz rein und glatt. Sie ist
dazu tief verträumt, ohne Arglist, Berechnung, Er-
fahrung, sie phantasicrt von dem, was kommen könnte
und muss, sie ist mit einem Wort Zeugnis für die
sinnvolle Fülle und Kraft der schaffenden Natur, Welche
diesen Frauentypus in erster Linie für ihre weitsichtigen
Zwecke geformt hat.
Man findet ihn auch in dem klassisch-schönen wFrü-
lingsabendr (1879), dieser Symphonie auf die
melodische Ruhe der in Schlaf einlullenden Lenznatur.
Auch eine Naturträuinerei, ein erlauschter Eindruck
auf einsamer YVanderung. Wie stimmungsvoll ist dieser
blaue Schattenton über der lflur, wie leise verwischt
sich Form und Umriss und löst sich die Phantasie los, die
nach der Ursache lockenden Klingens forscht! Da liegt
ein tiefbrauner alter Pan auf buntem Fels und bläst die
Syrinx, während die listigen Augen des durchtriebenen
Gesichts versonnen vor sich hinblicken. Er sieht dabei
gar nicht, dass am Hainrand daneben zwischen epheu-
umsponnenen Stämmen sein Laut Leben geweckt hat,
dass dort zwei wunderschöne Dryaden mit lächelndem
Sinnen lauschen und mitträumen. Das ist so rund und
schmiegsam Alles in den Ton hineingebracht und so
meisterlich mit weichen Händen als eine Dämmerungs-
phantasie herausgebildet, dass in dieser gemalten Musik
kaum der ungemeine Reiz der Erfindung hewortritt,
man vergisst das Eine über dem Andern.