Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

Frau zu sein,  sie ist brünett, nicht schön, meist mit 
breitem Mund und unbedeutender Nase, und die Haut- 
oberfläche ist nicht mehr ganz rein und glatt. Sie ist 
dazu tief verträumt,  ohne Arglist, Berechnung, Er- 
fahrung,  sie phantasicrt von dem, was kommen könnte 
und muss,  sie ist mit einem Wort Zeugnis für die 
sinnvolle Fülle und Kraft der schaffenden Natur, Welche 
diesen Frauentypus in erster Linie für ihre weitsichtigen 
Zwecke geformt hat. 
Man findet ihn auch in dem klassisch-schönen wFrü- 
lingsabendr (1879),  dieser Symphonie auf die 
melodische Ruhe der in Schlaf einlullenden Lenznatur. 
Auch eine Naturträuinerei,  ein erlauschter Eindruck 
auf einsamer YVanderung. Wie stimmungsvoll ist dieser 
blaue Schattenton über der lflur,  wie leise verwischt 
sich Form und Umriss und löst sich die Phantasie los, die 
nach der Ursache lockenden Klingens forscht! Da liegt 
ein tiefbrauner alter Pan auf buntem Fels und bläst die 
Syrinx, während die listigen Augen des durchtriebenen 
Gesichts versonnen vor sich hinblicken. Er sieht dabei 
gar nicht, dass am Hainrand daneben zwischen epheu- 
umsponnenen Stämmen sein Laut Leben geweckt hat,  
dass dort zwei wunderschöne Dryaden mit lächelndem 
Sinnen lauschen und mitträumen. Das ist so rund und 
schmiegsam Alles in den Ton hineingebracht und so 
meisterlich mit weichen Händen als eine Dämmerungs- 
phantasie herausgebildet, dass in dieser gemalten Musik 
kaum der ungemeine Reiz der Erfindung hewortritt,  
man vergisst das Eine über dem Andern.
	        
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