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Es ist auch sehr viel Musik fortab in seiner Kunst. Aber
sie bleibt Malerei, und er lasst der Musik, was der
Musik gehört, indem er musikalische Eingebungen selbst
komponirt und andächtig auf Beethoven, Bach und
Händel lauscht. Eine interessante Erscheinung ist dabei,
dass er zu Wagner dasselbe Verhältnis kalter Bewunderung
hat, das mich auch bei Klinger stets überraschte, weil
es eigentlich kein Verhältnis ist.
Ein grosser, monumentaler, in rhythmisch-ge-
bändigtei- Art ein titanischer Zug kommt über ihn.
Musik, Dichtkunst, Malerei gehen oft nicht mehr trenn-
bar aufs Innigste bei ihm zusammen, sie werden zu
einer einzigartigen Malerei, in der die Farbe sich zu
immer grösserer Reinheit, Tiefe und Durchsichtigkeit
steigert; er löst fast von Bild zu Bild neue Akkord-
probleme von vorher unbekannter Kühnheit; er kriegt
es fertig, die Lokalfarbenpracht der van Eycks, Rogiers
van der W eyden, Wemlings mit der königlichen Sicher-
heit eines Rubens und der geheimnissvollen Tonigkeit
von Giorgione und Rembrandt zu einem Farbenstil
von edeler Schönheit zu verschmelzen. Grosse
Gesichtspunkte in der Selbstzucht bei der Arbeit ent-
sprechen diesem neuen grossen Zuge. Er versteht es
zu ruhen und Wochen hindurch zu träumen, er ver-
mag sich unendlich lange an einem verwunschen da-
liegenden Ort niederzulassen und so weltvergessen in
ihn hineinzuschauen, bis ihm das Kreisen der Säfte im
Gewächs, die Atemzüge der Erde, das Traumliicheln
der Erinnerung in ihren Zügen oder ihr Ernst dabei
wahrnehmbar geworden sind. Ohne Skizze, ohne Notiz,