Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

kann. Eine Reihe von Erscheinungen in dem Problem 
Böcklin weisen unzweifelhaft auf ein anormales Nerven- 
leben des Künstlers hin und dieses giebt wichtige Auf- 
kliirungen, ohne Welche wir sonst vor Rätseln stehen 
würden; aber die Schlussfolgerung daraus auf einen 
anormalen Geisteszustand ist wissenschaftlich leichtfertig, 
ist albern gegenüber der Klarheit, mit der Böcklin seine 
einmal erkannte Aufgabe durchgeführt hat. Die patholo- 
gischen Nebenerscheinungcn sind dabei gleichgiltig,  
sie sind nur beweisfiihig, soweit der weitere Zustand des 
Organismus und seine Entwicklung im Laufe der Jahre 
der Prognose Recht geben. Wer so Neues und Gross- 
artiges durchlebt und mit äusserster Willenskraft ins WVerk 
gesetzt hat, thut es meist auf Kosten der Nebenorgane, 
 man kann niemals ein bedeutender Mensch sein und 
nebenbei die Naturverhältnisse eines Matrosen oder ober- 
bayerischen Burschen besitzen.  
Die Vorliebe für das Ultramarinblau in der neuen 
Stilweise nach 1870 ist indessen nur ein äusseres Etikett 
für eine durchgreifende Änderung, Vertiefung und Er- 
höhung im Künstlerwesen. Er ist als Mensch und 
Künstler ausgereift,  seine starke Sinnlichkeit in 
edelem Sinne wird zu kraftvoller Unmittelbarkeit des 
Naturempflndens,  seine Ideen werden umfassend,  an 
die Stelle der blendenden, oft blitzartigen Technik tritt jetzt 
eine solche satter innerer Ruhe,  er wird vor Allem der 
monumentale vMalerr , als den wir ihn heute bewundern. 
Seine Ideen verlieren den Charakter geistvoller 
litterarischer Einfälle und Anregungen aus alter und 
neuerer Litteratur,  er denkt nicht mehr litterarisch
	        
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