Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

abgestufte Gruppen mit dem herzergreifenden Anblick 
grandioser Besäuftheit dem Auge dar. Die gleich Klötzen 
sinnlos im Vordergrund liegenden Söldner,  zwei Edle, 
die sich krampfhaft umarmen,  Andere in der Veranda, 
aus deren Gesten man das stiermässige Gebrüll höchster 
dionysischer Ekstase bei Kraftmenschen heraus hört,  
wie stupend ist das in den gleissenden Farben der alten 
niederländischen Meister, in der heissen Brünstigkeit des 
Tons und kühnem Gegensatz gemacht! Man möchte 
sagen, dass das Schönste, was Teniers, Ostade, Brouwer 
an Kneipgelagen schufen, hier an innerer Kraft und 
groteskem Humor überboten ist. Man trifft hier auf den 
Kraftmenschen Böcklin. Wer dem Dionysos so elemen- 
tar und doch wieder mit so feinem Verständnis zu opfern 
versteht, das muss ein      ganzer Kerl sein; die 
Lämmerschwäainzchen werden in ihrer vTadellosigkeite 
nie so unbändige Lust an unverfälschtem Naturmenschen- 
tum habena) 
Ganz andersartig wieder ist die letzte diesmalige 
Perle von Rom,  nämlich die reizende, stilistisch an 
Feuerbach anklingende vKlage des Hirtenr (1865). 
Sie könnte einer antiken Dichtung entnommen sein; 
ausnahmsweise nähert sie sich dem antiken Plastikideal 
und hat sogar einen archacologischen Anflug in dem 
Stilllebenbeiwerk des etrurischen Krugs. Rührend und 
drollig zugleich steht ein schöngewachsener Hirtenjunge an 
der Grotte und klagt der hinter Schleier-n für uns  
aber nicht für ihn  sichtbaren Nymphe sein Liebesleid. 
Eben besingt er Wehleidig in einer Strophe seinen 
Seelenjammer und gleich wird er den Kehrreim auf der
	        
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