Wem ein so tiefer Laut der Wehmut gelingt, dem
muss auf lange hinaus Gram oder Schwermut die Seele
füllen, meint man. Aber die Gesetze der herkömm-
lichen Erfahrung treffen auf Böcklin nicht zu; seine
einzigartige Schwungfahigkeit gestaltet im gleichen Augen-
blick zwei entgegengesetzte Eindrücke je in der schärfsten
YVeise aus. Eine reizvolle Blumenaue mit einer maleri-
schen Osteria unter lachendem Himmel lässt noch gleichfalls
1864 jenen lachend-bunten Feldblumenstrauss lichter
Farben und fröhlichen Thuns entstehen, der bei Schack
als v) römische WClHSChÄlHkCK hängt. Reblaubum-
schlungene Veranden mit fidelen Zechern, tanzende,
scherzende, trinkende Pärchen im Freien sieht man ausser
dem edlen Freundespaar, das sussen Weines voll eben
aus dem NVirtsgarten schwankt und das Blumenmädchen
neben der Panstatue an der Thür ansingt. wVinum
novumr steht auf dem Sockel angeschrieben; beim
frischen Most zählen die Becher doppelt; das ist auch
das Motto dieses fröhlichen antiken Kneipidylls.
Noch gesteigerter aber ist diese Kneipseligkeit der
Stimmung in jener farbentiefen und tollen Burlcske des
wßacchanalea, gegen dessen Datum 1804 ich allerdings
einen Zweifel nicht los werde; es scheint auf spätere Jahre
zu weisen. Ein schattiger Garten mit Rabatten, niedrigem
Haus, breiter Veranda ist der Ort. Mittelpunkt des
Vorganges ist eine ziehende Schauspielertruppe mit
einem gelb gewandeten dicken Bakchos, der plump mit
einer lächerlich alten Koketten in zinnoberfarbenem Ge-
wand unter dem Gepauk der Anderen tanzt. Rings
herum aber bieten sich in köstlichen Typen gradartig