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lachenden Pankopf, dessen Anblick Unheil bringt. In
wildem Entsetzen stürzt der Arme davon; er schwingt
die schwere Kürbisflasche am Riemen zur Abwehr eines
etwaigen Verfolgers nach hinten um den Kopf und achtet
kaum der hurtig ihm folgenden Ziegen.
Oder: vVenus, Amor entsendendr, welches
Bild, im Gegensatz zu dem gelblich-lichten und dünnen
Kolorit des Vorigen, noch der dunkelwarmen Tongebung
der ersten römischen Zeit angehört. Auch hier ist ein
Natureindruck der Quell der Eingebung. Da erlebte der
Künstler einen schwulen Sommerabend auf diimmeriger,
nur noch ungewisses Lieht vom letzten Glast empfangender
Haide. Da tauchte ein Lorbeerbuschschatten dem Wan-
dernden auf; dem Lauschenden wird das knisternde Sich-
regen der niederen Lebewelt bei Nacht schon vernehm-
lich, ein sehnsüchtig lockender Vogelruf melodisch
hörbar; er horcht gespannt auf das erwachende, so seltsam
mit diesen Stimmen ihn berührende Liebesverlangen der
Kreatur im heissen Sommcrnaehtbrüten. Da fügt sichs aus
ungewissen Lichtern von ohngefiihr zum weissen Leib der
gelagerten Liebesgöttin, da spinnt der behende Geist
die Eingebung sofort weiter: Venus streckt gebieterisch die
Hand gegen Amor aus, um ihn auf Liebesbeute auszu-
senden. Nie hat ein antiker Künstler also den Einen der
beiden mächtigsten Grundtriebe in der Kreatur versinn-
bildlicht, und doch ist hier wie im vorigen Bild eine
durch und durch antikische Auffassung wie Empfindung
nach der Richtung lebendig, WO sie sich nahe mit dem
Germanischen berührt.