mächtige Gedankenfiüge zu und schufen energisch für
die Kunst, wo sie dieselbe anscheinend verliessen.
Böcklin that mit einem fast auf der Stelle nachweisbaren
Erfolg das Gleiche; nur war er der Sohn seines Jahr-
hunderts: er opferte den Wundern der Technik.
Die Böcklinische Maltechnik hat den ersten hand-
Jahr.
greiflichen Gewinn davon. Sie ist eine der besten und
vollkommensten der Gegenwart; sie ist ganz originell
in der eigenhiindigen Zubereitung und Prüfung, aber auch
in der Verwendung der Farbe; die Echtheit eines Böcklini-
schen Bildes wird schon deswegen künftig niemals eine
Streitfrage "sein können. Alle Malweisen der Vergangen-
heit sind in seinen Versuchen erprobt; das von ihm er-
fundene Fresko in Basel hat sich in 30 Jahren anscheinend
gar nicht verändert; meist malt er in der Weise der Alten
mit Tempera, das er mit einem Firniss von magischem
Glanz deckt; namentlich später zieht er die Holztafel der
Leinewand vor. Die Güte dieser Technik ist dabei so
gross, dass seine Bilder nie reissen oder verderben.
Auf dieser reintcchnischen Grundlage aber erhebt sich
dazu die grösste ästhetische Farbenkenntnis, in der ihn
nur Lenbach wohl nahezu erreicht. Er ist von einer
Vielartigkeit, Tiefe und Reinheit des Kolorits, von
einer Neuheit in bisher ungesehenen Farbenakleorden, dass
seine Nlalkunst hierin epochemachend ist. Man sagt, dass
er mit der Niederschrift seiner maltechnischen Geheim-
nisse und Grundsätze seit langem beschäftigt ist; das
Erscheinen eines solchen Testaments dürfte unabsehbare
Umwälzungen im hlalhandwerk zur Folge haben.