Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

mächtige Gedankenfiüge zu und schufen energisch für 
die Kunst, wo sie dieselbe anscheinend verliessen. 
Böcklin that mit einem fast auf der Stelle nachweisbaren 
Erfolg das Gleiche; nur war er der Sohn seines Jahr- 
hunderts: er opferte den Wundern der Technik. 
Die Böcklinische Maltechnik hat den ersten hand- 
Jahr. 
greiflichen Gewinn davon. Sie ist eine der besten und 
vollkommensten der Gegenwart; sie ist ganz originell 
in der eigenhiindigen Zubereitung und Prüfung, aber auch 
in der Verwendung der Farbe; die Echtheit eines Böcklini- 
schen Bildes wird schon deswegen künftig niemals eine 
Streitfrage "sein können. Alle Malweisen der Vergangen- 
heit sind in seinen Versuchen erprobt; das von ihm er- 
fundene Fresko in Basel hat sich in 30 Jahren anscheinend 
gar nicht verändert; meist malt er in der Weise der Alten 
mit Tempera, das er mit einem Firniss von magischem 
Glanz deckt; namentlich später zieht er die Holztafel der 
Leinewand vor. Die Güte dieser Technik ist dabei so 
gross, dass seine Bilder nie reissen oder verderben.   
Auf dieser reintcchnischen Grundlage aber erhebt sich 
dazu die grösste ästhetische Farbenkenntnis, in der ihn 
nur Lenbach wohl nahezu erreicht. Er ist von einer 
Vielartigkeit, Tiefe und Reinheit des Kolorits,  von 
einer Neuheit in bisher ungesehenen Farbenakleorden, dass 
seine Nlalkunst hierin epochemachend ist. Man sagt, dass 
er mit der Niederschrift seiner maltechnischen Geheim- 
nisse und Grundsätze seit langem beschäftigt ist; das 
Erscheinen eines solchen Testaments dürfte unabsehbare 
Umwälzungen im hlalhandwerk zur Folge haben.
	        
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