jahre keinen Schaden an Leib und Seele gethan. Er
blieb der robuste Schweizer mit dem gereiften Seelen-
leben, trotzdem er noch immer keine charakteristischen
Kunstwerke, sondern nur feine Bilder in merkwürdiger
Stilakrobatik malte, er liess sich durch Nichts blenden,
sondern betrachtete jetzt wie noch spiiterhin den Ort als
einen erwünschten Rückzugswinkel, in dem er einsam
und unbeachtet die Mauserung seines Genies abwartete
und mit gespannter Selbstbeolnachtung diesen ihm neuen
Prozess knisternden Sichdehnens und Wachsens seiner
Träume behorchte und belauschte. Er schafft sehr wenig.
Er bummelt in anscheinend thatloser Grübelei viel umher.
Er entwickelt die ihm eigene Fähigkeit, seine Umgebung
anteillos zu übersehen, sich aber mit voller Kraft
anzuklammern, wo ihn ein Eindruck reizt.
Nur die Landschaft reizt ihn einstweilen und das
Naturleben der höheren Kreatur in ihr. An den Denk-
malen der Antike wie der Renaissance geht er von An-
beginn teilnahmslos vorüber, er beschrankt sich auf
den litterarischen Genuss der beiden Zeitalter, er ver-
weilt, während er wohlig das sonnige Klima und die
farbenschöne Welt zu seinen Sinnen sprechen lässt, mit
seinen Träumen in einem unerreichbaren Nirgendheim,
wie das bei begabten und sinnlichen jungen Menschen
oft vorkommt. Seine Gedanken haften allenfalls an der
Vergangenheit. An der Vergangenheit! Man stösst hier
zuerst auf eine eigene Art seines Wesens; ihn reizt nie
fast das Gegenwärtige; nach Jahren oft und an weit
entfernter Stelle taucht ihm plötzlich Vergangenes in
greifbarer Plastik auf: Werke, Orte, Stimmungen, Erleb-
Meissner, Arnold Böcklin. 3