Um die Kunst wie die Person von Arnold Böcklin
hat von jeher, seit man Beide kennt, ein geheimnisvoller
Nimbus geschwebt; seine Kunst war zu eigenartig, um
nicht eine starke Neugier nach seiner Person hervorzu-
rufen, er wusste sich dabei so dauerhaft vor der
Öffentlichkeit zu verbergen und gab so wenig Anlass
zu Gerüchten über seine Person, dass etwas ganz Ge-
heimnissvolles mit ihm war. Ich habe seit Beginn der
80er Jahre, da ich zuerst Werke von ihm sah, bis heute
noch nicht die kleinste Niedertriichtigkeit ihm nachreden
hören, und das Will in den heutigen Kunstkreisen wirk-
lich etwas besagen. Aber man hat sich trotzdem sehr viel
mit ihm beschäftigt, es giebt eine ganze Legenden-
bildung über ihn und Viel Irrtümer, die aufzuklären und
zu zerstören Jahrzehnte erfordern wird, sein Nimbus
und seine beharrliche Schweigsamkeit haben phantasie-
volle Köpfe eben ausdauernd in Schwung erhalten.
Diese Zurückhaltung des Künstlers ist um so be-
dauerlicher, als Böcklin litterarisch bei seinem hohen
Bildungsstande wahrscheinlich Vieles und Bedeutendes
zu sagen hätte. NVir sind in der deutschen Litteratur
ohnehin trotz Richter und Feuerbach arm an Künstler-
bekenntnissen; die deutsche Sprache ist noch nicht so
ausgeschliffen wie die französische z. B., sie ermög-
licht heute noch nicht ohne NVeiteres einem Nicht-
studierten die eigene Lebensbeschreibung in anziehender
und ernster Form; das ist vielleicht die Ursache für die
Scheu unserer Künstler vor der litterarischen Äusserung,
aber auch für die Ungeschicklichkeit, mit der sie, wo
es einmal geschieht, sofort zu posieren und zu schau-