Michelagniolo, Lionardo, Rafael, neben Savonarola und
Macchiavelli zu einer bethörenden Kunst bei Tizian und
Ariosto; hier verlockt die Sinne der durchtriebenste
Naturgenuss, bei dem die Natur freilich nicht viel
mehr als Gelegenheitsmacherin ist, hier schweift in
heissen und abenteuerlichen Träumen die Menschenseele
schrankenlos hinaus, um im werkfeindlichen Sinnenkult den
süssen Einklang mit der Natur wiederzusuchen.
Vielleicht ist dieser Zusammenhang der Renaissance
mit der Antike die Ursache gewesen, dass die trans-
alpinische Formenwelt dem Deutschen schmackhafter
wurde und diese Teilwelt der grossen italienischen Be-
wegung bis Winckelmann, ja bis heute den grösseren
EinHuss auf unsere Kunst ausgeübt hat.
Auch hier stehen wir vor einer geschichtlichen Er-
scheinung von Bedeutung für die deutsche Kunst, sie
beschreibt den 7weiten Bewegungskreis von Arnold
Böcklin, dem Ariostds: wRasender Rolandm sein Leb-
tag nach dem Wort eines seiner Freunde die litterarische
Bibel War!
Wie aber ein jedes Gewächs in Kraft und Eigenart
des Wachstums nicht allein vom Klima, vom Sonnen-
schein, Feuchtigkeit, NVinden, sondern auch vom geeig-
neten Boden bestimmt wird, so ist's auch mit der Kunst,
die ja das empfmdlichste und zarteste Gewächs des
menschlichen Geistes ist. Bestimmende Ideenkreise und
mächtige Formenvorbilder des Auslandes rufen noch