so gut als im Gelingen eines Geschäfts, im Ausgang
eines Liebeshandels oder im Würfelspiel, seine
Formeln im Tagesgebrauch für alle diese Erscheinungen
sind mit mythologischen Namen verknüpft, die ihm in
jedem Augenblick von den Lippen fallen; in Bild und
WVort diese halb abergläiubische Welt zu formen, ist der
antike Mensch ein jahrtausendlang nicht müde geworden.
Und hier berührt sich der antike Mensch seltsam
mit dem Germanen, die vielgestaltige Götterwelt des
Letzteren beruht lediglich auf Naturverkörperun g und Natur-
beseelung, auch um den Germanen ist die Natur
wundersam lebendig, ihr Leben ist ihm Oftenbarung
einer Gottheit in allen Einzelheiten, er hat weniger
individualisierte Namen als die Antike, aber hingegen eine
grössere Stufung in denselben, denn das ruhige Meer
verkörpert ihm z. B. ein anderer Gott als das stürmisch
bewegte. Freilich ist der germanische Mythos sehr
früh in seiner Entwickelung unterbrochen und ein unge-
heurer Torso geblieben. Zu frühe, sagt Carus Sterne,
gebot die römische Staats- und Kriegstechnik der deut-
schen Entwickelung Einhalt, zu früh auch mussten die
schöpfungsfrischen Barbarenseelen ihren wilden Nacken
unter das Christentum und seine orientalischen Axiome
beugen. Daher kam es, dass mehr als ein Jahrtausend
lang der germanische Mythos fast vergessen war, seine
Asen als Thransäufer verspottet Wurden und nur Weniges
im Nibelungenlied und einigen Gesängen in geschwächter
Fassung für den Durchschnittsdeutschen erhalten blieb.
Erst nach Goethes Tagen unternahm Simrock seine