Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

so gut als im Gelingen eines Geschäfts, im Ausgang 
eines Liebeshandels oder im Würfelspiel,  seine 
Formeln im Tagesgebrauch für alle diese Erscheinungen 
sind mit mythologischen Namen verknüpft, die ihm in 
jedem Augenblick von den Lippen fallen; in Bild und 
WVort diese halb abergläiubische Welt zu formen, ist der 
antike Mensch ein jahrtausendlang nicht müde geworden. 
Und hier berührt sich der antike Mensch seltsam 
mit dem Germanen,  die vielgestaltige Götterwelt des 
Letzteren beruht lediglich auf Naturverkörperun g und Natur- 
beseelung,  auch um den Germanen ist die Natur 
wundersam lebendig,  ihr Leben ist ihm Oftenbarung 
einer Gottheit in allen Einzelheiten,  er hat weniger 
individualisierte Namen als die Antike, aber hingegen eine 
grössere Stufung in denselben, denn das ruhige Meer 
verkörpert ihm z. B. ein anderer Gott als das stürmisch 
bewegte.  Freilich ist der germanische Mythos sehr 
früh in seiner Entwickelung unterbrochen und ein unge- 
heurer Torso geblieben. Zu frühe, sagt Carus Sterne, 
gebot die römische Staats- und Kriegstechnik der deut- 
schen Entwickelung Einhalt,  zu früh auch mussten die 
schöpfungsfrischen Barbarenseelen ihren wilden Nacken 
unter das Christentum und seine orientalischen Axiome 
beugen. Daher kam es, dass mehr als ein Jahrtausend 
lang der germanische Mythos fast vergessen war, seine 
Asen als Thransäufer verspottet Wurden und nur Weniges 
im Nibelungenlied und einigen Gesängen in geschwächter 
Fassung für den Durchschnittsdeutschen erhalten blieb. 
Erst nach Goethes Tagen unternahm Simrock seine
	        
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