aufgriff, als
Vorurteilen
ein Spiegel,
gesehen
es sich von zopiiger Beengung und unfreien
zu lösen strebte; ihm war der Hellenismus
und das hat, glaube ich, Goethe voraus-
Das ist es aber nicht allein. Das Rätsel
der geheimnisvollen Anziehungskraft der Antike für den
Germanen im Besonderen und seine Versenkungsfähiglteit
in das Problem einer ihm fremden Rasse hat noch eine
andere, überraschendere Lösung. Sie liegt in enger Ver-
wandtschaft von MythosJ-Eigentümlichkeiten der beiden
Völker. Der antike Myrthos ist ein Mythos des idealisierten
Menschentums in der Hauptsache; er hat daneben aber
einen Naturmythos, der wahrscheinlich der ursprüngliche
War, der in der anmutigsten Ausbildung beim Hellenen-
tum die ganze Natur in allen Einzclerscheinungen mit einer
romantischen Halbgötterwelt bevölkerte, der seine
reichste Entfaltung aber vielleicht erst in den letzten
Zeiten des römischen Verfalls erlebte. Diese pantheistische
Naturromantik ist beim antiken Menschen etwas so
XVesentliches, dass sie von skeptischem Atheismus, von
verschlagener Lebenskunst, von der Blüte phantasie-
feindlicher Technik in den Verfallzeiten nicht unterdrückt
wird. Das Grauen vor den geheimen Naturkriiften
macht noch um den letzten Römer jedes Ding, jeden
Vorgang zu einem individuellen vergöttlichten Begriff:
im murmelnden Quell, im Brüten dunkler Felsschlucht,
im Gesäusel der Kronen, im melodischen Wogenschlag,
im Atmen der Nacht, in den Schauern der Einsamkeit
offenbart sich ihm eine unsichtbar wirkende Halbgottheit