Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

durch seine Thaten Herakles Ganzgott. Um das schönste 
Weib Helena einen sich alle Helenen zum jahrzehnte- 
langen Krieg; das Schmieden der Rachewaffen für 
Achilles ist ein Staatscreignis; Ajax in körperlichem und 
der Pelide in seelischem Schmerz schreien laut auf und 
die Rache des Letzteren kennt keine Grenzen. Der 
Vorteil adelt die Verschlagenheit des listigsten Helden 
Odysseus; im schlichten Ausdruck für die polygamische 
Mannesnatur schildert der Dichter des Letzteren arglose 
Untreue auf langer Irrfahrt in breiter Behaglichkeit, 
während er naiv daneben die keusche Frauennatur 
der im Harren daheim verblühenden Penelope preist. 
So unbefangen aber vertritt Homer wiederholt das Gesetz 
der Wahlverwandtschaft, dass er selbst die ewigen Götter 
im Olymp zu heiteren Zeugen vom Ehebruch der gol- 
denen Aphrodite macht und den jubel des fröhlichen 
Gesindels über die Hahnreischaft des hässlichen Hephäistios 
bis auf die Erde schallen läisst.    Alle diese 
Dichterphantasien aus grauer hellenischer Vorzeit könnten 
Sinnbilder für die von der neueren Wissenschaft festge- 
legten Grundtriebe der Menschheit sein     ein so 
reines Gefühl für das Wesen der menschlichen Natur 
in ungebrochenem aber nicht mehr rohem Zustande lebt 
in ihnen, dass in Harmonie mit hoher künstlerischer 
Form und natürlicher Bildungstahigkeit hier ein Vorbild, 
ein Grundakkord gegeben ist; kraftvolle Völker Enden 
für zeitweises Altern da einen Jungbrunnen, der ihre 
Augen immer wieder zukunftsfrisch macht. Kein Zufall 
ist es darum, wenn unser Jahrhundert in seinem Er- 
frischungsdrang sehnsüchtig das Winckelmannsche Erbe
	        
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