durch seine Thaten Herakles Ganzgott. Um das schönste
Weib Helena einen sich alle Helenen zum jahrzehnte-
langen Krieg; das Schmieden der Rachewaffen für
Achilles ist ein Staatscreignis; Ajax in körperlichem und
der Pelide in seelischem Schmerz schreien laut auf und
die Rache des Letzteren kennt keine Grenzen. Der
Vorteil adelt die Verschlagenheit des listigsten Helden
Odysseus; im schlichten Ausdruck für die polygamische
Mannesnatur schildert der Dichter des Letzteren arglose
Untreue auf langer Irrfahrt in breiter Behaglichkeit,
während er naiv daneben die keusche Frauennatur
der im Harren daheim verblühenden Penelope preist.
So unbefangen aber vertritt Homer wiederholt das Gesetz
der Wahlverwandtschaft, dass er selbst die ewigen Götter
im Olymp zu heiteren Zeugen vom Ehebruch der gol-
denen Aphrodite macht und den jubel des fröhlichen
Gesindels über die Hahnreischaft des hässlichen Hephäistios
bis auf die Erde schallen läisst. Alle diese
Dichterphantasien aus grauer hellenischer Vorzeit könnten
Sinnbilder für die von der neueren Wissenschaft festge-
legten Grundtriebe der Menschheit sein ein so
reines Gefühl für das Wesen der menschlichen Natur
in ungebrochenem aber nicht mehr rohem Zustande lebt
in ihnen, dass in Harmonie mit hoher künstlerischer
Form und natürlicher Bildungstahigkeit hier ein Vorbild,
ein Grundakkord gegeben ist; kraftvolle Völker Enden
für zeitweises Altern da einen Jungbrunnen, der ihre
Augen immer wieder zukunftsfrisch macht. Kein Zufall
ist es darum, wenn unser Jahrhundert in seinem Er-
frischungsdrang sehnsüchtig das Winckelmannsche Erbe