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frieden im Vordergrunde stehen. Es ist gewiss eine be-
deutende Eingebung voll Eigenart, aber sie blieb im
NVollen hängen; möglichenfalls ist auch gewissen Eigen-
tümlichkeiten nach bei der letzten Ausführung dieses
wie auch von einigen anderen neueren Bildern der ältere
Malersohn Böcklins beteiligt? i-
Die apokalyptischen Reiter! Er soll sie in
einer abermals neuen und noch bedeutenderen Auffassung
auf der Staffelei haben. YVenn die Tage sich
neigen, wendet das müde Menschenauge sich sehnsüchtig
den letzten grossen Problemen zu, welch) ein er-
greifender Anblick ist es doch, diesen bethörenden
Zauberer jetzt die Paradiesesträume von vier Jahrzehnten
fast über Nacht vergessen und seine Farbenharfe demütig
und leise in den erhabensten Vorstellungen des christ-
lichen Glaubens verklingen zu sehnl.
Ihm musste viel Leid beschieden sein, ehe er vom
Ruhehafen des Alters aus seine Gedanken einer Ideenwelt
zuwandte, die ihm etwas Fremdes geblieben war trotz
manches schönen Werks darin. Es hing mit der Unrast
zusammen, die vom ruhlosen Schweifen der Phantasie
durch alle Fernen auch auf Böcklins wandernden Erden-
leib überging: ein schwerer Schlaganfall wirft ihn 1890
auf ein langes Siechenlager. Die im Bildnis und als
Figur in seinen grossen Bildern so oft von ihm ver-
herrlichte Gattin bestimmt ihn, die heilsamen Seebäder
von Carrara zu gebrauchen. Er lebt von 1892 bis 1895
in der Marmorbruch-Stadt, und seine zweite Heimat dankt
ihm seine treue Liebe und Anhänglichkeit durch eine fast
völlige Genesung, Sie lässt ihn auch nicht mehr los.