Volltext: Arnold Böcklin (Bd. 1)

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noch höher und bedeutet den letzten Endpunkt einer 
unendlich bewegten Bahn: der Farbenvirtuose von 
Weimar in den 60er Jahren, der in der Tafel mit einem 
reichen Strauss seltener und origineller Farben anakreon- 
tische Anmut und Zierlichkeit lange vor Augen hat,  
dieser graziöse Farbenmusiker ist Schritt für Schritt zu 
einem idealen Realisten gewandelt, der seine besten 
Eingebungen der auf Schritt und Tritt selbstvergessen 
belauschten Natur verdankt. Es ist freilich ein könig- 
licher Realismus und ein majestätischer Natursinn bei 
ihm, der in keiner dunklen Stunde jemals am Dreck 
kleben blieb, weil er kein Organ dafür besitzt. Das 
frische Meer dünstet um diesen kleinen Kreis blutsver- 
wandter Kreaturen,  aber kein ekler Thrangeruch 
mischt sich vom Atem dieser Fisch- und Robbenesscr 
hinein. Mitten in grossgewölbten Wellen mit Schaum- 
fiiden und unter durchsichtigem blauem Himmel mit 
langgezogenen Wolkenballen schwimmt ein Riff, auf dem 
langhingestreckt die üppige nackte Mutter mit dem Baby 
liegt, während das ältere Kind hinter ihr sich in wilder 
Neugier aufrichtet. Eben ist der Vater daneben aufge- 
taucht und bringt am Hals gepackt einen feisten Seehund 
als Spielzeug, als Mahlzeit mit. Das Fell dieses Viehs, 
die Epidermis der Frau und des Mannes sind einzig 
gemalt,  eine Naturkraft aber liegt im Auge dieses 
Meerwildlings, während er die Seinen und sein NVeib 
anschaut,  jene schaffende Kraft, die diesen Kreis nach 
dem Naturwillen zusammenhält. Ein unmittelbareres 
Stück Natur hat Böcklin in seinem ganzen Werk nicht 
geschaffen.   
	        
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